Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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272 Die Nordostküste Australiens von Brisbane bis zum Kap York.

kehrsviertel auch belebt. Das Ganze macht viel weniger den Eindruck des Provisorischen, Unfertigen, wie man ihn sonst gewöhnlich von den Städten der nördlicheren Teile Oeenslands empfängt. Das Criterionhotel, in dem ich wohnte, war vorzüglich gehalten und konnte sich dreist mit den besten Hotels Brisbanes messen. Ich traf hier einen der Pioniermissionäre Neu-Guineas, den Rev. W. G. Lawes und seine Gemahlin, der zwanzig Jahre seines Lebens der Missionsthätigkeit unter den Papuas gewidmet hatte und des Werkes noch nicht müde geworden war. Er befand sich augenblicklich auf einer Vortragsreise durch Australien, um durch die Berichte über das, was er und seine selbstlosen Gefährten bis jetzt erreicht, für seine Sache neues Interesse zu erwecken und neue Mittel flüssig zu machen. Einem seiner interessanten Vorträge in der School of Arts in Rockhampton wohnte ich bei und freute mich, die Bekanntschaft dieses edlen Menschenfreundes zu machen.

Von Rockhampton führt eine Eisenbahnlinie in fast direkt westlicher Richtung nahezu 800 Kilometer bis tief in das Herz von Queensland hinein. Sie endet vorläufig in Longreach, das man mit dem direkten Zug von Rockhampton in etwa 20 stündiger Fahrt erreicht. 50 Kilometer SSW. von Rockhampton liegt die berühmte Goldmine Mount Morgan, vielleicht die reichste und vielversprechendste Mine Australiens und eine der reichsten der ganzen Welt. Sonderbarer Weise steht sie bis jetzt mit Rockhampton nur in Post-, nicht in Eisenbahnverbindung.

Das Gold findet sich hier in höchst eigenartigem Vorkommen, nämlich als Niederschlag in einem Eisen- und Kieselsinter, der augenscheinlich als eine Ablagerung einer heißen Quelle entstanden ist. Wahrscheinlich hat diese Quelle goldhaltige Eisenkiese durch ihren Chlorgehalt aufgelöst und das freigemachte Gold in einem Bezirk von 600 Fuß Länge und 300 Fuß Breite gesammelt. Die Tiefe der Ablagerung ist unbekannt. Der Queensländer Geologe Robert L. Jack hält die Ablagerung für tertiär und für jünger als den sogenannten Wüstensandstein.

Das Gold von Mount Morgan ist von unvergleichlicher Reinheit, nämlich 99,7 pro Cent. Eine Tonne (2000 Pfund) Gestein liefert von drei bis zwölf Unzen Gold, ein ganz außerordentlicher Reichtum, da man Gesteine, die nur eine Unze pro Tonne liefern, schon für der Bearbeitung wert hält. Das noch abbaubare Gold in Mount Morgan wird auf 400 Millionen Mark geschätzt.

Der erste Besitzer der Mine verkaufte sie für 12 800 Mark. Später kam sie in Besitz einer Aktiengesellschaft, die eine Million Aktien


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003