Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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270 Die Nordostküste Australiens von Brisbane bis zum Kap York.

Permzeit die Ostküste aus dem Meere auftauchte, ist sie bis zur Kreidezeit hin nicht wieder vom Meere bedeckt gewesen. Die gänzliche Abwesenheit mariner Ablagerungen aus Trias- und Juraperiode beweist dies. An Stelle der Meeresablagerungen treten mehrere Folgen von pflanzenführenden Schichten, deren Floren zum Teil in auffallender Weise an gleichalterige europäische und indische Floren erinnern. Darauf folgen wieder Meeresablagerungen, die der Kreidezeit angehören. Von da an fehlen marine Ablagerungen gänzlich, wenigstens in New-South-Wales und in Queensland, während ein großer Teil von Süd- und Westaustralien, wie seine Fossilien zeigen, zur Tertiärzeit vom Meere bedeckt gewesen sein muss.

Während gegenwärtig in Australien und Tasmanien kein einziger thätiger Vulkan zu finden ist, und überhaupt alle Spuren gegenwärtig wirkender vulkanischer Kräfte fehlen, finden wir nicht nur überall jene älteren Eruptivgesteine, die durch ihre ständigen Begleiter, Gold, Zinn und andere Metalle, für das Land von so großer Bedeutung sind, sondern auch jüngere basaltische Eruptionen, die bis in die Miocän-zeit hinreichen, in Victoria und im Norden sogar bis in erheblich spätere Perioden. Dort findet man nämlich in und unter den Aschen dieser Vulkane nicht nur die Reste der ausgestorbenen Riesenbeuteltiere, sondern auch des Dingohundes.

Nur der südliche Teil Queenslands ist im eigentlichen Sinne kolonisiert. Je \veiter man nach Norden kommt, um so seltener werden die größeren Ansiedlungen und um so ausschließlicher sind sie auf die Küste beschränkt. Eine Küsteneisenbahn führt von Brisbane über Gympie und Maryborough bis Bundaberg an der Mündung des Burnett. Hier hört die Bahn auf, und alle nördlicheren Städte stehen nur durch die Dampfer der Australasian United Steam Navigation Company in direkter Verbindung mit dem Süden. Einige Orte, wie Rockhampton und Townsville, haben je eine Bahnlinie, die nach inland gelegenen Goldminen führt und tot endigt. Die Schaffung eines Schienenstranges, der den aufblühenden und an natürlichen Hilfsquellen aller Art sehr reichen Norden mit der Hauptstadt und dadurch auch mit den anderen Kolonien verbände, ist der Zukunft vorbehalten und wird sicherlich sehr viel zum Aufschwünge der Kolonie beitragen. Die wirtschaftliche Depression, unter der seit einer längeren Reihe von Jahren nicht nur Queensland, sondern ganz Australien leidet, hat die Ausführung dieses Planes, für den besonders der bekannte Queensländer Politiker, Sir Thomas McIlwraith eingetreten ist, bisher noch verhindert, und es muß zugegeben werden, daß ein derartiges großes Unternehmen zur Zeit kaum rentieren würde. In einer nicht zu fernen Zukunft aber


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003