Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

Entwicklungsgeschichte des Bumerangs. 243

des in der Fläche gekrümmten Bumerangs, der eine elliptische Bahn durchläuft, vor demjenigen mit planer Fläche, der wie der Trombasch der Abessinier und manche Kriegsbumerangs der Australier nur geradeaus fliegt. Der eigentliche Vorzug des Bumerangs besteht überhaupt nicht in der Eigenschaft, daß er zum Werfer zurückkehrt, sondern darin, daß man mit ihm weiter und höher werfen kann, als mit irgend einer ändern Handwaffe.

Nachdem man die Vorzüge des zurückkehrenden Bumerangs erkannt hatte, lernte man bald ihm willkürlich die richtige Flächenkrümmung zu verleihen, ihn windschief zu machen wie den Flügel einer Windmühle. Es geschieht das, indem man den aus den krummgewachsenen Stämmen gewisser Akazienarten geschnittenen Flachstab in Wasser legt und dann rasch am Feuer härtet, indem man die beiden Enden schraubenartig nach entgegengesetzten Richtungen dreht und so der Fläche eine Spiralkrümmung gibt. Daneben wird aber die plane, nicht zurückkehrende Waffe, die nicht so weit und hoch fliegt, dafür aber einen weit sicheren Wurf gewährleistet, für Kriegszwecke beibehalten. Denn mit dem in elliptischer Flugbahn sich bewegenden Bumerang vermag der Australier wohl aus einem abstreichenden Flug Enten oder aus einer Schar Kakadus auf gut Glück dies oder jenes Exemplar herauszuholen; die Treffsicherheit auf ein ganz bestimmtes Ziel, wie sie für eine Kriegswaffe erforderlich ist, ist aber nur eine geringe.

Zu erwähnen wäre endlich noch der lange, zugespitzte Grabstock der Frauen aus hartem Holze, der vornehmlich zum Ausgraben von eßbaren Wurzeln dient, gelegentlich aber auch als Waffe gegen Feinde und als grausames Züchtigungsmittel derjenigen jungen Weiber benutzt wird, die sich der Autorität der Alten im Stamme in Herzensfragen nicht fügen wollen. Eines ganz ähnlichen Grabstocks bedienen sich nach den Angaben von P. und F. Sarasin die Weddas von Ceylon.

Die Kenntnis, aus Ton Geräte zu formen, dieselben durch Brennen dicht zu machen und sich so Gefäße herzustellen, in denen sie ihre Nahrung mit Wasser kochen können, ist von keinem australischen Stamme entdeckt worden, während diese Kunst bei den Papuas an der nahen Südküste von Neu-Guinea in hoher Blüte steht. Auch der Mensch der jüngeren Steinzeit in Europa besaß sie. Die ältere Steinzeit oder paläolithische Periode ist es, die in den meisten Beziehungen dem Kulturzustand der heutigen Australier entspricht. Doch ist der heutige Australier insofern dem paläolithischen Urzeitmenschen überlegen, als er schon ein Haustier, den Dingohund, gezähmt und


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003