Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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228 Im Hauptcamp am Boyne.

zu sagen, sie sollten nur warten, bis ich meine Ceratodusentwicklung fertig gesammelt hätte, dann könne es regnen, soviel ihr Herz nur begehrte. Und wirklich, durch einen sonderbaren Glückszufall trat diese Wendung, die ich scherzhaft vorausgesagt hatte, am Tage vor meiner Abreise ein. Abends entlud sich ein Gewitter von unbeschreiblicher Heftigkeit, das den Himmel stundenlang fast ununterbrochen in zuckendem Lichte flammen ließ, während nahes Krachen und fernes Rollen die Luft erfüllte, und der Regenstrom sich wie ein Sturzbad auf die durstige Erde ergoß. Im Nu waren die schon fast leeren Tanks der Station gefüllt. Als ich am nächsten Morgen aufbrach, dauerte der Regen an und die Flüsse begannen schon zu steigen. Doch erreichte ich sowohl wie mein Gepäck noch ohne Schwierigkeit die Küste. Auf meiner Fahrt von Gayndah nach Maryborough hatte ich in der Postkutsche die Gesellschaft zweier Frauen, von denen die eine bisher Schenkmädchen im Klubhotel in Gayndah gewesen war. Unterwegs hielt man diese, ein hübsches und gesittetes Mädchen, allgemein für meine Frau, was mich ehrte, und die ungemessene Heiterkeit der beiden Schönen und des Kutschers erregte. In Maryborough, wo ich zwei Tage blieb, regnete es mit geringen Unterbrechungen weiter. Stürmisch war die Überfahrt von Maryborough nach Brisbane auf dem kleinen schmutzigen, mit übelduftenden Austern geladenen Dampfer »Glanworth«. Derselbe führte uns in weitem Umweg nordwärts um Great Sandy Island (Fraser's Island) herum, weil er voll geladen zu tief ging, um die enge Straße zwischen der Insel und dem Festland zu passieren. Vom 25. bis 29. Oktober verweilte ich in Brisbane in fast ununterbrochenem Regen. Keine Besserung, als ich am 29. Oktober auf der »Wodonga« der British India Steam Ship Company meine Reise nach Java antrat. Wie ich später durch briefliche Mitteilungen erfuhr, begann damals wirklich eine Flut- und Überschwemmungsperiode für das nördliche Oueensland, die besonders in Brisbane durch Austreten des Brisbaneflusses und Überflutung ganzer Stadtteile ungeheuren Schaden anrichtete und sicher wie im vorigen Jahre alle meine Aussichten zerstört haben würde, wenn sie sechs Wochen früher eingetreten wäre.

Das Klima Australiens kann man ganz im allgemeinen als sehr trocken und besonders gesund bezeichnen. Die Luft ist infolge ihrer Trockenheit ungemein keimfrei, fast möchte man sagen aseptisch. Wunden heilen, wie alle Ärzte versichern, besonders in dem trocknen Innern viel leichter und rascher als anderswo, ohne daß man sie durch Verbände abzuschließen braucht. Tuberkulose ist


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003