Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Ein Examen in der Kochkunst. 227

von einem Dutzend Menschen zu kochen, wenn man außer dem Rohmaterial nur noch zwei Zinngefäße (»billies«) und eine Büchse Streichhölzer zu seiner Verfügung hat. Ich will aber nicht den Geheimnisvollen spielen, sondern einige Winke geben, die vielleicht einmal einem Leser dieses Buches und spätem Reisenden von Nutzen sein können.

Was man nicht im heißen Wasser in den Zinngefäßen kocht, wie Tee, Kartoffeln, Salzfleisch, Eier, kann man in der heißen Asche backen oder am Spieße oder auf heißen Steinen braten. Die Gefäße, die man bei sich hat, sind ja meist zu klein, um Wild in ihnen zu kochen, auch ist das keine sehr schmackhafte Zubereitung. Das Braten am Spieß — als solcher kann jeder Holzstecken dienen, wenn man sein Anbrennen durch jeweiliges Begießen mit Wasser verhindert — ist zwar recht schön, aber zeitraubend und anstrengend, wenn man nach langen, heißen Ritten rastet. Manches Haarwild eignet sich sehr dazu, in der heißen Asche gebacken zu werden. Es wird dazu natürlich vorher ausgenommen, aber nicht abgestreift, sondern wird mit Haut und Haar in die Asche und verkohlenden Holzstücke versenkt und mit einer tüchtigen Schicht bedeckt. So zubereitete Bändikuts sind ausgezeichnet; auch ein Hase, Kaninchen, eine Gazelle oder ein Murmeltier würde gebacken vortrefflich schmecken. Trocken gebackene Kartoffeln sind besser als gekochte oder gebratene.

Federwild brät man am besten auf heißen Steinen. Die Stücke werden gehörig gerupft und ausgenommen, dann auf die Steine gelegt und öfters gewendet, nachdem man auch Brust und Bauchhöhle mit heißen Steinen gefüllt hat. Auf diese Weise kann man eine Wildente in 15 —20 Minuten schön durchbraten und erhält einen ebenso mürben als saftigen Braten, wenn der Vogel nur etwas natürliches Fett besitzt. Auch Fische kann man so zubereiten. Man legt sie ausgenommen, aber noch mit ihren Schuppen auf die Steine und wendet sie einige Male. Es ist unnötig, sie mit heißen Steinen zu füllen. Die Schuppen gehen nachher von selbst herunter.

Während meines ganzen zweiten Aufenthaltes am Burnett hatte mich das Wetter ebenso freundlich begünstigt, als es mir das erste Mal entgegen gewesen war. Regen war so gut wie gar nicht gefallen, die Flüsse niedrig, voll von üppiger Wasservegetation gewesen; für meine Zwecke hätte es gar nicht besser sein können. Die Squatters fingen allerdings an, besorgt auszusehen und eine Periode der Dürre zu befürchten, die schlimmste Plage, von der diese Gegenden von Zeit zu Zeit heimgesucht werden. Ich tröstete sie und pflegte


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003