Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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224 Im Hauptcamp am Boyne.

mit Lötkolben und Zinnlot arbeitet, als Naturforscher. Die feineren und kostbareren Präparate verpackte ich in mit Spiritus gefüllte Gläser; diese wurden in mächtige Eisenblechkisten eingelötet und jede Blechkiste dann noch in eine Holzkiste verpackt. Die größeren und gröberen Spirituspräparate kamen in Fässer, die trockenen Sammlungen direkt in Holzkisten. Schließlich waren meine Schätze in zehn riesigen Holzkisten und zwei Fässern geborgen. Während dieser Zeit schenkte ich natürlich fortgesetzt meinen heranwachsenden Brutfischen die gebührende Aufmerksamkeit; sie gediehen prächtig. Auch machte ich eine kleine Sammlung der Entwicklung des nestbauenden Welses, Arius australis. Anfang Oktober war der zwölfjährige Ned McCord eine Woche lang in meinem Camp mein Gast. Stolz begleitete mich der prächtige, frische Junge auf seinem lebhaften Pony, ein zweites Pony als Packpferd mit seinen Sachen bei sich führend, in mein entferntes Lager. War es doch das erste Mal, daß er wie ein Erwachsener im Busch kampieren durfte, als Schlafzimmer ein kleines Zelt, das ich ihm ganz allein anwies, als Bett eine Sackmatratze, als Kost Damper, Browny und Salzfleisch, alles rauher und unkomfortabler als zu Hause, alles aber gerade deshalb anziehender, sozusagen männlicher, kurz und gut alles reizend für ein zwölfjähriges Knabengemüt, wenigstens für eine kurze Woche.

Der 12. Oktober war der letzte Tag, den ich in meinem Camp am Boyne zubrachte. Ich lohnte die Schwarzen ab, die mir bis zuletzt treu geblieben waren, und beschenkte sie reichlich mit allerlei Lagergeräten, Zelten, Kleidern, Tomahawks und Geld. Sehr befriedigt und dankbar schieden sie von mir. Jimmy und Ada nahmen ganz wehmütig Abschied und forderten mich auf, doch bald wieder zu kommen. Um Mittag kam Andrew mit der Dray aus Gayndah, und wir luden den Rest des Gepäcks und der Sammlungen auf, um denselben mit dem, was vom Lager noch stand, am nächsten Tage nach Gayndah zu überführen. Am 13. Oktober war allgemeiner Aufbruch. Andrew Wein und Edmund und Balthasar Haupt gingen mit der Dray nach Gayndah, ich selbst ritt nach Coonambula, wo ich noch vier Tage zu verweilen beabsichtigte.

Es war ein schwerer Ritt. Nicht nur tat mir der Abschied weh von meinem alten Camp, in dem ich so schönes erlebt und erreicht hatte, von meinen weißen und schwarzen Gefährten, die mir so treu beigestanden hatten. Ich hatte heute noch eine besonders wichtige und schwierige Aufgabe zu vollbringen, die Überführung von etwa 200 jungen Brutfischen von meinem Lager nach Coonambula, eine Entfernung von über 30 Kilometer, ein rauher Weg, zwei Flußübergänge,


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003