Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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222 Im Hauptcamp am Boyne.

kleinen Eier. Dieselben haben einen Durchmesser von etwas über 3 Millimeter; sie sind von einer sehr dünnen Hülle umgeben, die ihnen dicht anliegt.

Das Verfahren des Fisches bei der Eiablage und dem Nestbau ist folgendes. Er trägt zunächst in einem Umkreise von etwa einem halben Meter eine Grundschicht zusammen, die aus Kies und kleinen Steinen besteht, und legt auf sie die Eier ab, die sofort vom Männchen befruchtet werden. Dann bedeckt er sie mit einer mehrfachen Lage größerer Steine, so daß sie vom Strome nicht fortgeschwemmt, von Kaviar liebenden Wasservögeln und kleinen Raubfischen nicht so leicht gefunden werden können. Das Material für diesen Bau liefert der Ring um das eigentliche Nest, dessen heller Sand, von großen, mittelgroßen und kleinen Steinen entblößt, weithin schimmert. Bewundernswert ist die Sauberkeit der Arbeit und die genaue Kreisform des Ringes. So viel ich sehen konnte, bewirkte der Fisch den Transport der größeren Steine durch Schieben mit dem Schwanz.

Das Ganze ist eine schlaue Einrichtung, denn die Eier liegen wohlgeschützt vor Feinden, gut ventilirt durch die Strömung und, wenn nicht gerade eine Flut kommt, auch vor dem Verschlammen geschützt. Brutpflege und Nestbau sind bei Fischen nichts gewöhnliches, doch ist immerhin eine Anzahl von Fällen bekannt. So z. B. bei einer anderen Welsart, Chaetostomus pictus, der aus Grashalmen ein richtiges, kugelförmiges Nest baut, so auch bei unserem Stichling, der sein aus Wurzeln und Wasserpflanzen bestehendes Nest treu bewacht und heldenmütig verteidigt. Auch unser Australier scheint sich nicht mit dem sorgfältigen Bau des Nestes zu begnügen, sondern er scheint es ebenfalls zu bewachen, denn fast immer sah ich einen der Fische innerhalb des Ringes schwimmen und nur widerwillig bei meiner Annäherung sich entfernen. Ob das Weibchen oder, wie beim Stichling, das Männchen es war, das die Brut hütete, konnte ich nicht entscheiden. Ein wehrhafter Gesell ist dieser Wels schon, der in den Stacheln seiner Brustflossen tüchtige Waffen besitzt. Viel stärker aber ist ein andrer Wels gewappnet, der im Burnettgebiet häufig ist: der »Catfish« der Weißen, »Gidiri« der Schwarzen, Copidoglanis, der sich in zwei Arten findet: Copidoglanis hyrtlii und Copidoglanis tandanus. In jeder Brustflosse besitzt dieser Fisch einen mächtigen mit Widerhäkchen versehenen Stachel, den er aufrichten und durch eine Sperrvorrichtung feststellen kann, einen sogenannten Sperrstachel. Ein weiterer aufrichtbarer Stachel mit Widerhäkchen befindet sich in der Rückenflosse. Verwundungen durch diese Stacheln sind nicht nur sehr schmerzhaft, sondern auch recht gefährlich, da sie fast


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003