Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Mein Hauptziel erreicht. 219

am 12. September das Gebirgscamp ganz ein und vereinigte wieder alles im Hauptcamp am Fluß. Jimmy als derjenige, der sich am meisten beim Echidnafang ausgezeichnet hatte, erhielt mein altes Pferd Schamyl. Für denjenigen, schwarz oder weiß, der mir die ersten Ceratoduseier brächte, setzte ich einen Preis von 100 Mark aus.

In den nächsten Tagen suchten alle mit nie gekanntem Eifer im Boyne viele Meilen weit aufwärts und abwärts von meinem Lager nach der kostbaren Beute. Vier Tage lang vergeblich. Am Abend des 16. September kam Mackenzie freudestrahlend zu mir und brachte mir drei Eier, die er kurz zuvor gefunden hatte. Dieser Fund bedeutete für ihn ein kleines Vermögen. In den nächsten Tagen suchten alle Schwarzen zusammen an dieser Stelle und brachten mir nahezu 700 Stück, darunter allerdings auch viele abgestorbene. Die Eier sind sehr empfindlich und vertragen den Transport in kleinen, wenig Wasser enthaltenden Gefäßen in der glühenden Sonnenhitze schlecht. Gesunde Eier bezahlte ich gut, für abgestorbene gab ich nichts. So gewöhnte ich die Schwarzen, für das, was sie gefunden, auch Sorge zu tragen, nicht zu viel in ein Gefäß zusammenzustopfen, das Wasser öfters zu wechseln und ihre Beute so bald als möglich zu mir zu bringen oder durch die Weiber und Kinder zu schicken.

Die nächsten zwei Wochen war ich ganz davon in Anspruch genommen, die mir massenhaft gebrachten Eier in zweckmäßiger Weise zu konservieren. Soweit es irgend anging, befreite ich sie dazu vorher aus ihren Hüllen. Einen Teil erhielt ich am Leben und ließ ihn sich weiterentwickeln, anfangs in großen Glasgefäßen, deren Wasser öfters gewechselt wurde, später, als sich das als nicht sehr zweckmäßig erwies, in schwimmenden Brutkästen, die ich im Flusse verankerte. Natürlich fertigte ich mir diese Apparate selbst an und will zu Nutz und Frommen andrer Naturforscher, die sich vielleicht später einmal in ähnlicher Lage befinden werden, ihre einfache Konstruktion angeben. Aus einer gewöhnlichen Holzkiste werden zwei sich gegenüberliegende Seitenwände entfernt und durch möglichst feines Drahtgazenetz ersetzt. Auf den Grund der Kiste kommen einige Steine, um dieselbe so im Wasser schwebend zu erhalten, daß nur ihr oberster Rand herausragt. Die obere Öffnung wird am besten durch einen Deckel verschlossen, um das Eindringen von Raubgesindel jeder Art zu verhindern. Die Kiste wird so im Wasser verankert oder sonst befestigt, daß der Strom gerade die eine Netzwand trifft und das Innere fortdauernd durchströmt. Mit diesen Brutkisten erzielte ich ausgezeichnete Resultate, und es gelang mir diesmal, eine vollkommene Entwicklungsreihe des merkwürdigen Fisches von der ersten


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003