Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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218 Im Hauptcamp am Boyne.

Erklärung, sondern bestätigt in seiner Isoliertheit und seiner topographischen Eigenart lediglich die Regel.

Die geologisch jüngeren ungeschwänzten Amphibien oder Froschlurche bevorzugen im Gegensatz zu den Schwanzlurchen die heißen Klimate und haben ihre Hauptverbreitung in den Tropen. Der Tropengürtel bildet keine Schranke für sie, sondern frei können sie sich über ihn hinaus nach Nord wie Süd über alle Teile aller zoogeographischen Regionen ausdehnen und erreichen mit einem Vertreter sogar das sonst faunistisch so isolierte Neu-Seeland. Wüsten und Ozeane bilden die wirksamste Barriere für ihre Verbreitung, doch werden ihre Eier wohl zuweilen durch Wasservögel über weite Entfernungen verschleppt. Die Kälte bildet für sie ebenso wenig ein Hindernis, als die Hitze, denn sie dringen mit einigen Vertretern bis in das Polargebiet hinein.

Die dritte Gruppe der jetzt lebenden Amphibien, die Blindwühlen oder Coecilien, ist hingegen auf warme Temperaturen angewiesen und überschreitet, eine rein tropische Ordnung, die Gleichenländer weder nach Norden noch nach Süden.

Es gibt keine zweite Tierklasse, deren Verbreitung so klar beweist, daß die Temperatur für die Verteilung der Gruppen über die Erdoberfläche einen ausschlaggebenden Faktor abgeben kann, aber keineswegs muß, als die Amphibien. Unbeschränkt können sich die gegen Temperaturschwankungen wenig empfindlichen Froschlurche überallhin ausbreiten, wo nicht Schranken andrer Art ihr Eindringen aufhalten. Die Kälte ist für die Blindwühlen eine Schranke, die sie in die Tropen fesselt, die Wärme für die Schwanzlurche, die bewirkt, daß sie auf der nördlichen Erdhälfte festgehalten werden. So reine, augenfällige Verhältnisse finden wir bei keiner ändern Tierklasse. Die Temperatur spielt bei der Verbreitung der meisten ändern Tiere überhaupt eine mehr indirekte, lange nicht so maßgebende Rolle, und nur im Pflanzenreich, dessen Vertreter viel mehr direkt von der Temperatur abhängen, als die Tiere, könnte man parallele Fälle aufzählen.

Der September war jetzt herangekommen und damit die mutmaßliche Laichzeit des Ceratodus. Die Flüsse waren wasserleer und die Wasserlöcher mit dichter Vegetation von Wasserpflanzen durchwachsen. Es war nun Zeit, all unsre Aufmerksamkeit meinem alten Freund Ceratodus zuzuwenden und alle Kräfte auf die Erbeutung seiner Eier und Jungen zu konzentrieren. Da außerdem die Echidna jetzt fast alle große, vollentwickelte Beuteljunge hatten, lohnte es sich überhaupt nicht mehr, ihnen viel Beachtung zu schenken. Ich zog deshalb


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003