Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Neuntes Kapitel. Im Hauptcamp am Boyne.

Am 18. August kehrte ich mit Haupt in das Camp am Flusse1) zurück, während sich Dahlke in das obere Camp im Gebirge begab. Er war damals schon sehr leidend und hatte Mühe, sein Pferd zu besteigen und den langen Ritt auszuhalten. Nach drei Tagen hatte sich sein Zustand weiter so verschlimmert, daß er unter größten Schwierigkeiten von Andrew Wein und Johnny nach Gayndah zurückgebracht werden mußte. Sein Pferd mußte im Schritt geführt werden, während die beiden ihn rechts und links stützten. Die Reise nahm auf diese Weise längere Zeit in Anspruch. Der eigentliche Grund des Leidens war, wie ich gleich vermutet hatte, nicht Rheumatismus, sondern lag tiefer. Vor zwei Jahren hatte sich nämlich Dahlke bei einem Sturz mit dem Pferde einen Bruch oder richtiger eine Zersplitterung des Beckens zugezogen und hatte viele Monate an den Folgen dieses Unfalls laboriert. In Brisbane waren ihm schließlich im Hospital durch mehrere Operationen Knochensplitter extrahiert worden, worauf sein Zustand sich sehr wesentlich gebessert hatte. Doch war immer eine Fistel zurückgeblieben; auch war sein Gang seitdem ein hinkender. Ich fürchtete gleich, daß der vermeintliche Rheumatismus mit diesem alten Leiden zusammenhinge, und leider hat der weitere Verlauf diese Befürchtung bestätigt. In Gayndah stellte es sich bald heraus, daß sich neue Knochensplitter abgelöst hatten. Nach einigen Monaten schweren Leidens ging es zwar besser, bald traten aber neue Rückfälle ein und ein halbes Jahr später erlag der kräftige und kerngesunde Mann den Folgen der alten, fürchterlichen Verletzung. Ich fühle mich ihm zu tiefstem Danke verpflichtet. Hat er doch während unseres ganzen Zusammenarbeitens meine Interessen mit soviel Umsicht und Tatkraft gefördert, als wären sie seine

l) Der Ort des Camps ist auf der zweiten Karte mit (3) bezeichnet.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003