Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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208 Rückkehr an den Burnett.

Scrubtruthühner, Catheturus (Talegallus) lathami, ihr Nest, indem sie ungeheure Mengen vegetabilischer Substanzen, Humus, Gras, Blätter, Baumzweige, Pilze mit ihren sehr kräftigen Füßen zu einem ungeheuren, meist flachen Haufen zusammenscharren. Der Durchmesser dieser Haufen kann an der Basis drei bis vier Meter und darüber, ihre Höhe anderthalb bis zwei Meter betragen, so daß die Menge des zusammengescharrten Materials mehrere Wagenladungen ausmachen würde. Es ist fraglich, ob nur ein Vogelpaar oder eine ganze Gesellschaft diese mächtigen Nestbauten herstellt. Aus dem Umstände, daß man zuweilen über dreißig Eier in einem Haufen vergraben findet, möchte ich das letztere für das wahrscheinlichere halten. In diese Haufen werden die Eier, jedes einzeln für sich, in einen halben bis einen Meter Tiefe eingegraben, und durch die Gährungswärme der faulenden vegetabilischen Substanzen ausgebrütet. Die Eltern überlassen dabei das Gelege nicht völlig sich selbst, sondern kommen täglich ein- oder mehrmals hin, um die Eier zu lüften. Sie kontrollieren, ob dieselben auch an Stellen liegen, deren Temperatur nicht zu hoch gestiegen oder zu tief gesunken ist, und sie helfen den ausgeschlüpften Jungen aus der Tiefe des Brutofens heraus. Ich konnte nun in den Scrubs bei Tim Shey's Creek die interessante Tatsache beobachten, daß die Hühner mit dem Bau der Haufen schon im August begannen, während das Legen der Eier in diesen Breiten erst um Weihnachten erfolgt. Gould, dem wir die ersten genaueren Angaben über das Brüten der hügelbauenden Großfußhühner verdanken, hat angegeben, daß der Nestbau mehrere Wochen vor dem Legen beginnt, und man hat aus dem Umstande, daß die Haufen so groß und die Zersetzung der Stoffe in den untern Partien, wenn die Legezeit beginnt, so weit fortgeschritten ist, den Schluß gezogen, daß derselbe Haufen mehrere Jahre nacheinander benutzt und nur durch Zutat neuer Stoffe wieder brauchbar gemacht wird. Soweit meine Beobachtungen reichen, scharren die Vögel aber, wenn nicht immer, doch in der Regel in jedem Jahre einen neuen Haufen zusammen. Sie beginnen damit aber nicht einige Wochen, sondern mehrere, vier bis fünf Monate vor dem Legen. Dieses Vorgehen ist durchaus zweckentsprechend; denn solche mächtige Bauten, deren Material zudem noch besonders sorgfältig gesammelt und ausgewählt werden muß, damit sich im Innern die richtige Temperatur entwickle, können nicht im Handumdrehen fertig gestellt werden. So leicht verständlich das ist, so bemerkenswert ist anderseits der Instinkt, der die Tiere treibt, für Eier Vorkehrungen zu treffen, die mehr als ein viertel Jahr später gelegt werden sollen. Einem noch interessanteren Instinkte begegnen wir aber bei einem


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003