Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

Hügelbauende Großfußhühner. 207

daraus den Schluß ziehen, daß Australien seit ungeheuren Zeiträumen mit keinem ändern Erdteil in direktem Konnex gestanden hat. Kein andrer Erdteil hat seit Anfang der Tertiärzeit eine solche Isolierung durchgemacht: die Kontinente der alten Welt stehen bis auf den heutigen Tag in direktem Landzusammenhang, und Afrika hat früher sogar mit Europa unmittelbar zusammengehangen, denn das Mittelmeer ist erst vor relativ kurzer Zeit als ein scheidender Graben zwischen beiden eingesunken, wie sich schlagend aus dem Charakter der Fauna seines Nord- und Südufers beweisen läßt. Auch für Nordamerika läßt sich der Nachweis führen, daß es in späteren Perioden der Tertiärzeit mindestens einmal längere Zeit hindurch mit den nördlichen Teilen der alten Welt in näherer Verbindung gestanden hat. Dieser zeitweiligen Vereinigung ist von der Kreidezeit bis ins Miocän hinein eine schärfere Trennung vorausgegangen.

Ohne auf das systematische Sammeln von Arten das Hauptgewicht meiner Tätigkeit zu legen, brachte ich doch nebenbei eine ganz hübsche Sammlung von Landwirbeltieren, Fischen und Wirbellosen zusammen, unter denen sich manches neue befindet. Ich unterlasse aber eine ausführliche Aufzählung, da es hier nur darauf ankommt, ein allgemeines Bild der australischen Tierwelt zu geben, und die wissenschaftlichen Resultate meiner systematischen Sammlungen bereits an anderm Orte publiziert worden sind (Zool. Forschungsreisen Bd. V).

Zweimal mußte ich mein an einem günstigen Orte aufgeschlagenes Lager abbrechen und eine andre Gegend aufsuchen, weil die Schwarzen sich weigerten, bei der Häufigkeit von Giftschlangen hier nach Echidna zu suchen. Im übrigen arbeiteten die Leute diesmal ganz zufriedenstellend: meine Sammlung von Echidnaembryonen wuchs in erfreulicher Weise; Embryonen und besonders Beuteljunge der Beuteltiere wurden reichlich von mir selbst erbeutet.

Die Scrubs hier bei Tim Shey's Creek waren besonders dicht und von einer gewissen Schönheit, wenn man dieses Prädikat einer Waldlandschaft beilegen darf, deren vorwiegender Charakterzug das Düstere, Ernste, Herbe ist. Die lichteren Scrubs sind zu Zeiten in reizender Weise durch Blumen geschmückt, und wenn die gemeine »wattle«, Acacia aulocarpa, ihren gelben Blütenschmuck angelegt hat, bieten sie einen entzückenden und höchst eigenartigen Anblick. Blumen und bunt blühende Sträucher und Bäume finden sich aber fast nur an den Rändern der Dickichte und an Lichtungen. Innen fehlen alle lebhaften Farben, ein düsteres Grün herrscht ringsum. Der Boden zwischen den Stämmen ist fast vegetationslos, mit gestürzten Stämmen, abgestorbenen Zweigen und Pflanzenteilen bedeckt. Hier machen die


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003