Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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204 Rückkehr an den Burnett.

Innere mit einem Stecken. Solche Höhlungen bilden nämlich einen Lieblingsaufenthalt der Schlangen, und Kinder, die ja viel eifrigere Naturforscher zu sein pflegen, als die meisten Erwachsenen, werden gerade auf diese Weise häufig gebissen. Meine kleinen Freunde in Coonambula waren eifrige Jäger und Fänger von allerlei Insekten und Kriechtieren und manches schöne Stück meiner Sammlung verdanke ich ihnen.

Der passionierteste war der kleine Percy, der Skorpione, giftige Tausendfüße und Spinnen geschickter zu fangen wußte, als ich selbst, und jede Schlange ohne weiteres angriff und tötete. Nach meiner Abreise von Australien ist er denn auch einmal von einer Giftschlange gebissen worden und war längere Zeit krank. Bleibenden Schaden hat er aber nicht erlitten. Seine Mutter sah natürlich den durch meine Anwesenheit hervorgerufenen Sammeltrieb der Kinder, der sich auf giftige wie ungiftige Geschöpfe erstreckte, nicht gern und hatte häufig Besorgnisse wegen der Schlangen, die sich in den Garten und die nächste Nähe des Wohnhauses, zuweilen in dasselbe selbst hineinwagten. Einmal wurde eine große, höchst bissige Schwarzschlange im Kamin von Herrn McCords Arbeitszimmer gefunden und getötet. Eine andere Pseudechis entkam und verkroch sich unter den Bohlen, die das Fundament des Hauses bildeten.

Den besten Schutz gegen das Überhandnehmen der Schlangen in der Nähe der Wohnungen gewähren die Katzen, die es verstehen, sie durch Pfotenhiebe zu töten, ohne gebissen zu werden. Es geschieht das mehr aus Spielerei, denn niemals frißt die Katze die getötete Schlange, wie sie ja auch gern Eidechsen fängt und tötet, nicht aber frißt. Es gibt auch Hunde, die Giftschlangen mutig und vorsichtig zugleich angreifen und töten. Über kurz oder lang werden sie aber immer einmal in die Nase oder Lippen gebissen und erliegen regelmäßig der Verwundung. Während meines Aufenthaltes am Burnett gingen auf diese Weise zwei brauchbare Hunde meiner Schwarzen zu Grunde. Meine Foxterrierhündin Topsy, unser aller Liebling, die ich eigentlich über Java und die Molukken mit nach Europa nehmen wollte, schließlich aber doch in Queensland zurückließ, wurde unmittelbar nach meiner Abreise durch den Biß einer großen Schlange getötet, die sie mit der ihr eigenen Bravour angegriffen und überwältigt hatte.

Als Gegenmittel wendet man in Australien jetzt vielfach Einspritzungen von Strychnin- oder von Ammoniaklösung, letztere direkt in die Vene, an. Über die Wirksamkeit dieser Mittel sind die Ansichten noch geteilt.


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003