Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

Rückkehr an den Barnett.

kleinen Ratte, lauter beim Wallaby, weithinschallend beim schweren Känguruh. Wie oft habe ich diese Laute auf meinem Feldlager vernommen, am häufigsten die Sprünge der dreisten Känguruhratten, die ungescheut unmittelbar an meinem Zelte vorbeihüpften. Ein paar flinke Hunde können das Tier leicht einholen. Bei der Hetze sah ich oft, wie Weibchen, die ein größeres Junges im Beutel trugen, sich in höchst unmütterlicher Weise desselben entledigten und es den Hunden preisgaben, um rascher zu entkommen. Niemals fand ich mehr als ein Junges. Wenn scharf bedrängt, verkriecht sich die Känguruhratte in irgend ein Versteck, meistens in einen der vielen hohlen Baumstrünke, die überall im Busch zerstreut liegen. Da sie aber doch ein ziemlich großes Tier ist, gelingt es ihr nicht immer einen passenden Unterschlupf zu finden, auch können ihr kleinere Hunde dorthin nachkriechen und sie herausziehen.

Bändikut (Beuteldachs), Perameles obesula. ca. 1/3 nat. Gr.

Dagegen ist das Verkriechen in hohlen Baumstrünken die ständige Taktik des Beuteldachses, Perameles obesula, wenn er verfolgt wird. Die Kolonisten nennen diesen eigentümlichen, spitzschnauzigen Beutler, der in gewisser Weise zwischen pflanzen- und fleischfressenden Beuteltieren vermittelt, Bändikut; meine Schwarzen nannten ihn »Pinuru«. Auch er hat sein Lager im hohen Buschgrase und verbringt den Tag schlafend in demselben. Nachts kommt er hervor und durchwühlt die oberflächlichen Schichten des Bodens nach Kerbtieren, Würmern, Knollen und Wurzeln. Mein Camp erhielt nachts fast regelmäßig den Besuch eines oder mehrerer Bändikuts, die dort kleine Überbleibsel von Fleisch und Brot vom Boden auflasen, ohne sich sonst irgendwelche Übergriffe zu erlauben. Jeden Morgen sahen wir die


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003