Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Entwicklungsgeschichte von Echidna.

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Die abgeschiedene Milch wird vom Jungen abgeleckt, nicht aufgesaugt. Den Darm des Jungen fand ich stets mit einer reichlichen Menge einer weißen, milchähnlichen Flüssigkeit prall gefüllt. Im Magen mancher befand sich statt der Flüssigkeit ein fester Pfropf, und unter dem Einfluß der Alkoholbehandlung gerann der flüssige Mageninhalt stets zu einem festen, käseähnlichen Coagulum. Die weißliche Farbe der Flüssigkeit wird durch die Gegenwart von zahlreichen Fettkügel-chen verursacht.

Herr Professor R. Neumeister hatte die Güte, das Coagulum für mich chemisch zu untersuchen. Die Masse erwies sich als ein Eiweißkörper; es fand sich aber weder Milchzucker noch Phosphorsäure darin. Die Milch der Monotremen scheint sich also in ihrer chemischen Zusammensetzung etwas von der der höhern Säugetiere zu unterscheiden. Denn wenn auch die Möglichkeit nicht abzuweisen ist, daß der Milchzucker durch die Alkoholbehandlung künstlich entfernt worden ist, kann die Abwesenheit der Phosphorsäure nicht in gleicher Weise erklärt werden.

Das Junge durchläuft seine weitere Entwicklung im Beutel, bis es etwa die Länge von 80— 90 mm erreicht hat, zu welcher Zeit eben die Stacheln hervorzubrechen beginnen. Von

Ein älteres Beuteljunges von Echidna kurz vor der Entlassung aus dem Beutel. Nat. Größe.

Mitte Oktober an fanden

meine Schwarzen verschiedene solche Exemplare außerhalb des mütterlichen Beutels in kleinen Erdhöhlen. Berücksichtigt man, daß die ersten reifen Weibchen Ende Juli gefunden, die ersten freien Jungen aber Mitte Oktober, so kann man das Alter der letzteren von der Befruchtung des Eies bis zum Freileben des Jungen mit annähernder Sicherheit auf 10 Wochen berechnen.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003