Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Echidnafang. 173

einige Beute. Auf die andern war nicht sicher zu rechnen. Konnte ich doch nicht jedem einzelnen nachgehen und kontrolieren, ob er arbeitete, oder ob er im Scrub auf dem Rücken lag oder auch nach »sugar bags«, den Nestern der einheimischen stachellosen Bienen, suchte. Manche Arbeitsstunde der Schwarzen ist mir durch diese Bienennester verloren gegangen. Noch schlimmer war die gelegentliche Entdeckung eines Nestes der europäischen Honigbienen. Herr Cole, der Doktor in Gayndah, war eifriger Bienenzüchter, und von diesem Zentrum aus hatte seit einigen Jahren eine Ausbreitung verwildeter europäischer Bienen am mittleren Burnett begonnen. Die Bedingungen zu ihrem Freileben scheinen hier sehr günstige zu sein, während sie im tropischen Nordqueensland sich nicht frei ohne menschliche Fürsorge halten können. Wurde nun ein Baum entdeckt, den die eingewanderten Honigsammler als Wohnort erwählt und dessen Höhlung sie mit ihrem süßen Vorrat erfüllt hatten, oft in großer Höhe, 10 Meter und mehr über dem Boden, so vereinigte sich die ganze schwarze Gesellschaft, den gewaltigen Stamm zu fällen, was oft einen ganzen Tag kostete. Mir wurden natürlich derartige Unternehmungen erst gestanden, wenn der Baum lag, und der Tag vergeudet worden war.

Meine Schwarzen gingen stets nur bei Tage auf die Echidna-Jagd. Die Unwegsamkeit der Standorte würde eine nächtliche Jagd sehr erschweren, und man müßte sich dann im wesentlichen auf die Hunde verlassen. Doch sind solche nächtliche Jagden für die australischen Eingeborenen ganz ausgeschlossen, da diese Leute viel zu abergläubisch sind, um nachts herumzustreifen, zu jagen oder gar einen Scrub zu betreten.

Dagegen unternahmen die Papuas in Hula auf Neu-Guinea eine nächtliche Jagd, um für mich die papuanische Varietät, für die ich einen hohen Preis ausgesetzt hatte, zu erbeuten. Obwohl eine ganze Anzahl Eingeborener mit vielen Hunden auszog und einen großen Teil der Nacht hindurch jagte, wurde keine einzige Echidna erbeutet. Die Papuas sind eben als Jäger nicht mit den australischen Eingeborenen zu vergleichen. Nur in der Treibjagd auf Känguruhs besitzen sie bedeutende Geschicklichkeit und Erfahrung. Dasselbe gilt für ihre Hunde im Vergleich zu den Hunden der Australier.

Da meine Tätigkeit am Burnett wesentlich darauf gerichtet war, die Naturgeschichte nicht nur des Lungenfisches Ceratodus, sondern auch der eierlegenden Ursäugetiere: Schnabeltier und Ameisenigel nach allen Richtungen zu erforschen, will ich hier noch etwas ausführlicher bei letzterem verweilen, nachdem ich über die beiden


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003