Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

172

Rückkehr an den Burnett.

Schwarzen, das von frühester Jugend bis ins hohe Alter unablässig geübt und trainiert wird, genügen eben die kleinsten Zeichen, ein umgewendetes Steinchen, dessen dunklere weil feuchtere Oberfläche nach oben sieht, oder einige niedergedrückte Grashalme, um eine Spur selbst zu Pferde in rascher Gangart zu verfolgen. Das Verfolgen der Echidnaspuren ist schon deshalb keine leichte Aufgabe, weil dieses Tier bei seinem nächtlichen Herumstreifen im Scrub, seinem Hin- und Herlaufen auf der Suche nach Ameisenhaufen, oft ein Kreuz und Quer sich schneidender Fährten erzeugt. Auch ist es natürlich im dichten Gestrüpp, im Dunkel der Scrubs besonders schwierig, die Spuren zu sehen und ihnen zu folgen. Oft hat man zwei oder drei Stunden lang zu wandern, sich durch Akazienbüsche durchzuwinden, über gefallene Stämme zu klettern, immer in gespannter Aufmerksamkeit, um den Faden nicht zu verlieren, bis man endlich den stacheligen Gesellen in einem Felsenversteck oder in einer selbstgegrabcnen Höhle schlummernd findet. In drei Fällen unter vier ist es dann noch dazu ein Männchen, die viel häufiger sind als die Weibchen. An den männlichen Tieren aber lag mir wenig und ich bezahlte den Schwarzen nur eine Kleinigkeit für sie, nahm sie ihnen zeitweilig sogar gar nicht ab. Das ist dann recht ärgerlich für den Jäger, ein Trost ist nur der leckere Braten, den der »Cauara«, wie Echidna von den Schwarzen am Burnett genannt wird, abgibt. Manche Weiße sind derselben Ansicht. Ich für meine Person kann sie nicht teilen, weil das Echidnafleisch einen mir fatalen Geruch und Beigeschmack besitzt. Die Zubereitung seitens der Schwarzen ist eine ähnliche, wie sie die europäischen Zigeuner dem Igel zu Teil werden lassen. Die Tiere werden ausgenommen, aber nicht abgehäutet, dann mit Haut und Stacheln über dem Feuer oder in der heißen Asche geröstet. Die Speckschwarte, die vor der Brunst ungemein stark entwickelt ist, aber während derselben schwindet, gilt als besondere Delikatesse.

Beim Suchen der Ameisenigel erwiesen sich auch die Hunde der Schwarzen nützlich, wenigstens manche derselben, die ganz aus eignem Antriebe eine Echidnaspur aufnahmen und auf derselben fortarbeiteten, bis sie das Lager des Tieres fanden. Ich fand im allgemeinen, daß, wenn ein Schwarzer mit einem guten Hunde auszog, und beide ihrer Arbeit eifrig oblagen, die Chancen des Erfolges für Mensch und Hund etwa gleiche waren. Mein bester Jäger Jimmy erbeutete zusammen mit seinen Hunden gewöhnlich zwei oder drei, niemals mehr als vier an einem Tage. Selten kam er mit leeren Händen heim. Auch Johnny und Mackenzie brachten gewöhnlich


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003