Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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166 Rückkehr an den Burnett.

von langdauernden Lähmungserscheinungen des betroffenen Gliedes, der Nachbarorgane, ja des ganzen Körpers gefolgt. Nicht selten sind Erwachsene durch ihn getötet worden. Sicherlich ist dies die giftigste Spinne der Welt und wohl überhaupt das gefährlichste Gliedertier, das lebt.

Nachdem ich am 19. Juli die erste trächtige Echidna gefunden hatte, schien mir die Zeit gekommen, die nächsten Wochen auf den Echidnafang den größten Nachdruck zu legen, um das im vorigen Jahr gesammelte Material besonders in Bezug auf die Jüngern Entwicklungsstadien zu vervollständigen. Nach der übereinstimmenden Aussage war die Gebirgsgegend im Osten von Cooranga, das Quellgebiet des Tim Shey's Creek, eines Nebenflusses des Boyne, besonders reich an Ameisenigeln und an Beuteltieren aller Art. Der Creek freilich war viel zu klein und unbedeutend, um dem Ceratodus zum Aufenthalt zu dienen. Aber dessen Zeit war noch nicht gekommen, und zu seiner Beobachtung sollte Dahlke mit dem kleinen Balthasar Haupt im großen Camp am Boyne zurückbleiben, während ich mit Edmund Haupt und Andrew Wein den Schwarzen in die Berge folgte.

Wir hatten große Schwierigkeit, mit der Dray an unsern Bestimmungsort zu gelangen, denn ein wildes Granitgebirge, zerrissene Schluchten, mit Felsblöcken besäte Halden, Akaziendickichte machten schon für den Reiter das Fortkommen in hohem Grade schwierig, und ließen uns fast verzweifeln, mit der schwer beladenen Dray durchzudringen. Ohne die Ortskunde der Schwarzen, die uns die Linien vorzeichneten, auf denen wir uns eben noch durchwinden konnten, hätten wir unser Ziel nimmermehr erreicht. Langsam nur kamen wir vorwärts. Als wir aber die Höhe gewonnen hatten, fanden wir uns belohnt. Wir sahen uns in einem gut bewässerten, von anmutigen kleinen Tälern durchschnittenen Höhenland. Der Graswuchs war üppig, mächtige Eucalypten umsäumten die Ufer der Creeks und Gullies und krönten die gerundeten Kuppen der Granithügel, die sich in sanftem Abfall zu den Tälern senkten. Überall waren kleine Weiher und Seen eingestreut, bewohnt von zahlreichem Wassergeflügel, Wildenten und Wildgänsen, die hier fern von aller Störung und Verfolgung wenig scheu und vorsichtig waren. Wenigstens war das bei unsrer Ankunft der Fall; rasch lernten die klugen Vögel aber auch hier ihre gefährlichen Verfolger kennen und verstanden es bald sich durch vermehrte Wachsamkeit vor ihnen zu schützen. Hier und da gab es hier ausgedehnte, außerordentlich dichte Scrubs, reich an Ameisenigeln, Wongatauben, Großfußhühnern. In den dichten Grasflächen wimmelte es von Beuteldachsen, Beutelmardern und Känguruhratten, kurz


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003