Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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160 Rückkehr an den Burnett.

wächst eine Akazienart, Acacia decurrens, »silver-leaved wattle« genannt, deren Rinde in Wasser ausgezogen eine gute Lohbrühe liefert. Einige größere Blechkästen, die ich mit mir führte, um bei der Abreise meine Sammlungen in dieselben zu verpacken und einzulöten, wurden mit der Brühe gefüllt und dort hinein kamen alle die Bälge die sonst einfach fortgeworfen worden wären. Im Laufe der Zeit wurden etwa hundert Opossums und 20 Ornithorhynchusfelle, Häute von Känguruhs, Wallabies, selbst von Riesenschlangen gegerbt, und ein schöner Possumpelz, Känguruhfußdecken, Ornithorhynchuspelz-mützen und Jagdmuffs erinnern mich noch heute an meine Jagden im fernen Australien und an das Gerberhandwerk, dem ich damals mit Vergnügen oblag.

In dem großen Wasserloch, das zu Füßen meines Lagers lag, ließ ich grundsätzlich nicht angeln, um unter keinen Umständen den Bestand des Ceratodus zu verringern. Dagegen setzte ich einige von Maryborough mitgebrachte Drahtreusen und einige selbstgefertigte Bretterreusen mit sehr engem Eingangsloch aus, um recht junge Ceratodus und andre interessante Wassergeschöpfe zu erbeuten, die mir bis dahin noch entgangen sein mochten. Ich fing im großen und ganzen wenig darin, und das wenige war nicht interessant und neu. Die kleinen Ceratodus verirrten sich niemals in das Innere meiner Reusen.

Die Schwarzen waren inzwischen fleißig an die Arbeit gegangen. Zu denen, die sich mir in Gayndah angeschlossen hatten, gesellten sich jetzt noch Jimmy mit seiner Familie und einige jüngere, unverheiratete Schwarze, so daß ihr Camp jetzt wieder an zwanzig Köpfe zählte. Täglich erhielt ich mehrere weibliche Echidnas, die, wie ich aus der Untersuchung der Eierstöcke ersah, der Brunst ganz nahe waren. Am 23. Juli fand ich das erste befruchtete Ei im Uterus. Die bis dahin getöteten Tiere waren aber nicht nutzlos hingeopfert, denn ich präparierte ihre Organe: Gehirn, Sinnesorgane, Eingeweide sorgfältig. Dasselbe tat ich mit den erlegten Beuteltieren, sofern ich sie nicht im ganzen in Alkohol konservierte. Solche Sammlungen einzelner Organe sind für vergleichend-anatomische Untersuchungen von großer Bedeutung, weil die herausgeschnittenen Teile sich viel vollkommener konservieren lassen, als das ganze unzerstückelte Tier. Für feinere Untersuchungen der Gehirne ist diese Methode sogar die einzig brauchbare, weil das in der dichten Schädelkapsel eingeschlossene Gehirn weich wird, sich verändert und zerfällt, ehe noch die konservierenden Flüssigkeiten zu ihm dringen können. In dem heißen Klima von Queensland geschieht dies so rasch, daß ich überhaupt nur die


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003