Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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154 Rückkehr an den Burnett.

Schwarzer bei mir hatte. Wir waren allerdings im vorigen Jahre in einigem Unfrieden geschieden, aber bis ich im Juli zurückkam, war darüber Gras gewachsen, die Schwarzen hatten bis dahin gehörig im Busch herumvagabundiert; sie hatten Genüsse wie Tee, Zucker, Damper, vielleicht sogar Tabak lange entbehren müssen, und das würde sie wohl gefügiger machen. Auch vertraute ich auf den Einfluß, den Herr McCord über einen Teil der Schwarzen besaß. Natürlich setzte ich meine Freunde in Coonambula sofort von der Änderung meiner Pläne in Kenntnis und erhielt freundschaftliche Grüße und wertvolle Ratschläge von ihnen nach dem fernen Norden gesandt.

Inzwischen blieben mir noch volle vier Monate, bis es irgend welchen Sinn hatte, an den Burnett zurückzukehren. Ich beschloß den ersten davon noch in Thursday Island zu bleiben, dann auf zwei Monate nach Neu Guinea zu gehen und im vierten Monate, dem Juni, mich allmählich an den Burnett zurück zu begeben, indem ich auf der Rückreise irgendwo im tropischen Nordaustralien längere Station machte.

Programmmäßig führte ich alle diese Pläne aus und werde meine Erlebnisse und Beobachtungen in Thursday Island, Südost-Ncu-Guinea und in Nordaustralien in der Gegend bei Cooktown unten zu schildern haben. Am 4. Juli war ich nach fast halbjähriger Abwesenheit wieder in Maryborough, am 7. Juli wieder in Gayndah. Freundlich begrüßten mich meine alten Bekannten und Freunde, freundlich lachte mir auch die Sonne, die die weiten Grasflächen und die Riesengestalten der Eucalypten des australischen Busches beschien. Allerdings mußte ich mich an die Landschaft erst wieder gewöhnen, ehe ich den alten Reiz ihrer herben und spröden Eigenart voll zu genießen vermochte. Ich hatte die schönen Küstenformen, die malerisch im strahlenden Tropenmeer gelegenen Inseln der Torresstraße gesehen, hatte die stolzen Bergriesen von Neu-Guinea bewundert, war in den papuanischen Urwäldern, den üppigsten, an Leben und Farben reichsten der Welt gewandert. Da kam mir denn die lichte Buschlandschaft anfangs etwas öde, verbrannt, farblos vor, und ich fragte mich, ob meine Freude an derselben im vorigen Jahre nicht zum Teil auf einer Art Selbsttäuschung beruht hätte. Es kam dazu, daß um diese Zeit, der trockensten und kühlsten des Jahres, die Grasdecke, die einen so wichtigen Bestandteil dieses Landschaftsbildes ausmacht, gelb, dürftig, vertrocknet aussah. Allmählich gewöhnte sich aber mein Auge, auch hier das Schöne wieder zu erkennen. Der Graswuchs wurde Ende August so reich und üppig wie je zuvor, die Akazienbüsche


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003