| »Camp drafting«.                                              145 zerstreut hatten. Durch Zufall stießen am folgenden Abende bei einem Spazierritte Frau Dixon, Herr McCord und ich auf den Haupttrupp der Ausreißer und konnten ihn zur Station zurücktreiben. Herr McCord   war   hauptsächlich   gekommen,   um tausend  fette Rinder auszusuchen, die zum Verkauf nach Sydney bestimmt waren. Ich   lernte   hier   eine   der   interessantesten   Seiten   des   »stockwork« kennen,   nämlich   das   »camp   drafting«,    das   Ausmustern   gewisser Stücke aus  einer  größeren Rinderherde.    Die  Herde   wird dazu  auf einen   passenden  Platz getrieben,  und   eine Anzahl  Reiter   umkreist sie langsam,   so lange  die Arbeit  dauert,   damit sie sich nicht weit vom   Platze  entfernen   oder zerstreuen   kann.    Wir  trieben uns gewöhnlich Herden von 5 bis 800 Stück zusammen und Herr McCord bezeichnete  eins   nach  dem ändern die Exemplare, welche ihm zum Verkauf geeignet schienen und die von der übrigen Herde zu trennen waren.    Letztere Procedur   wird   so  vorgenommen,   daß   ein   Reiter auf einem guten und wohl zugerittenen Pferde das betreffende Stück aus der Herde heraustreibt.    Das ist keine leichte Sache, wenn die Herde groß ist, weil das verfolgte Tier stets versucht im Bogen auszuweichen und sich wieder zum Gros zu gesellen.    Auch sollen keine Stücke, die   nicht ausgewählt sind,   aus dem großen Kreise  herausgetrieben werden.     Die   Stockpferde    leisten    bei   dieser   Arbeit   vorzügliche Dienste.   Sie wissen genau, worauf es ankommt, und sind mit Feuereifer  bei der Sache.    Sie   beobachten   jede  Bewegung   des  Rindes, schneiden ihm  den  Weg ab,   wenn   es   einen Bogen machen  will, kurz beweisen einen wahren Menschenverstand.     Sie benehmen sich dabei so selbständig, machen oft so plötzliche Wendungen, wenn das Tier,   hinter   dem   sie   her   sind,   seine   Richtung   ändert,   daß   ein schlechter und unaufmerksamer Reiter bei dieser Gelegenheit leicht abgeworfen werden kann.   Die herausgetriebenen Stücke werden dann ihrerseits von einer Anzahl von Reitern umkreist und verhindert, sich mit der Hauptherde wieder zu mischen.  Anfangs, wenn es ihrer erst wenige sind,   muß   man scharf aufpassen, denn die Isolierung gefällt ihnen durchaus  nicht.    Wächst aber die Zahl  der herausgetriebenen Stücke, so betrachten sie sich bald als eine selbständige kleine Herde und gehen unbekümmert ihrem Weidegeschäft wieder nach. In den folgenden Tagen durchstreifte ich mit Herrn McCord und einigen Stockmen einen großen Teil des Gebiets von Cania; ich sah viel camp drafting und konnte nach Herzenslust Enten und Gänse schießen. Ziemlich anstrengend waren diese Ritte allerdings; wir waren zum Beispiel am 20. Dezember, einem sehr heißen Tage, von morgens 6 bis abends 6, ohne viel Unterbrechung, zu Pferde. |   Faxsimile (Scan) dieser Textseite.
 |