Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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144 Ein Ausflug in das Quellgebiet des Burnett.

gebunden, hatten sich durch die anhaltende Schießerei erschreckt losgerissen und dabei das Geschirr, das wir ihnen nicht abgenommen hatten, beschädigt. Notdürftig mußten wir es zusammenflicken und hatten an dem nächsten Tage große Mühe, es für die langdauernde Rückfahrt wieder gehörig in stand zu setzen. Die beiden Pferde, die Hermann frei mitgetrieben, hatten es überhaupt vorgezogen, sich zu empfehlen, als die Kanonade begann. Weit und breit war von ihnen nichts zu entdecken, und erst 2 Tage darauf wurden sie von Canialeuten aufgefunden und wieder eingefangen. So kam es, daß wir erst lange nach Sonnenuntergang mit 5 erlegten Enten, aber mit Verlust von 2 Pferden in Cania einzogen, wo Herr Dixon, der als Vertreter von Herrn McCord die Station leitete, und seine Gemahlin uns freundlich bewillkommten.

Ich zog gleich an diesem und an den folgenden Tagen Erkundigungen ein, wie es um den Wasserstand der Flüsse und um die Möglichkeit, hier Ceratoduseier zu erlangen, stünde. Wie wir ganz richtig vermutet hatten, war hier im Norden im Oberlauf des Burnett und in seinem Quellgebiet weit weniger Regen gefallen, als in seinem Mittellauf und im Gebiet seiner Nebenflüsse Boyne und Auburn. Schon in Dalgangal, wo wir abends im Flusse badeten, fanden wir denselben kaum angeschwollen und hörten, daß eine nennenswerte Flut dort überhaupt nicht eingetreten war. Ebenso verhielt sich der Three Moon Creek. Diese angenehme Nachricht wurde aber gleich durch die weitere Ermittelung verbittert, daß mein Fisch gar nicht bis zur Höhe von Cania im Three Moon Creek hinaufstiege; ebensowenig würde er im obersten Lauf des eigentlichen Burnett gefunden. Unter diesen Umständen wäre es verfehlt gewesen, in Gegenden überzusiedeln, in denen der Ceratodus selten wird oder ganz fehlt.

In Cania fand zu dieser Zeit großes Mustern statt und die Yards waren vollgepfropft mit Rindern. Gleich in der ersten Nacht, die wir dort verweilten, passierte ein kleiner Unfall. Man hatte die Kälber, die von ihren Müttern getrennt und entwöhnt werden sollten, die »Weanels«, in eine besondere Yard gesperrt, um sie am nächsten Morgen zu brandmarken und sie dann in ein Gebiet zu treiben, wo sie ihre Mütter so bald nicht wieder finden und von ihnen keine Nahrung mehr empfangen würden. Diese Tiere hatten nun im jugendlichen Übermut, auch wohl geängstigt durch die Einsperrung und rabiat gemacht durch die Abwesenheit ihrer Mütter, die Umzäunung durchbrochen und waren fortgerast, weit genug, um sie nicht so leicht wieder zu finden, zumal sie sich in kleine Trupps


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003