Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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142 Ein Ausflug in das Quellgebiet des Burnett.

der Kultur voraus, daß es eine eigne Zeitung besitzt, den »Reporter and Eidsvold Miner«. Man wird begreifen, daß es dem Herausgeber nicht schwer ist, den Stoff, der sich ihm hier bietet, zu bewältigen, ja daß er sogar manchmal etwas in Verlegenheit ist, wie er seine Spalten füllen soll. Da ist denn ein Interview eine gute Aushilfe, und der Professor, der extra den weiten Weg von Deutschland nach Australien gekommen ist, um Eidsvold zu sehen, wird selbstverständlich den Goldgräbern als ein schrecklich berühmter Mann und tief gelehrter Naturforscher vorgestellt.

Ich gab dem Manne alle Auskunft, die er wünschte, habe aber nicht gelesen, was er am folgenden Tage seinen staunenden Lesern als meine Ansichten über Eidsvold, Australien, Europa und die wirtschaftliche und politische Lage der ganzen Welt berichtet hat. Er wünschte auch, ich sollte selbst einen oder mehrere Artikel über den Zweck meiner Reise, meine bisherigen Erfolge, meine Eindrücke von Queensland und dem Distrikt für sein Blatt verfassen, doch gelang es mir, ihn zu besänftigen.

Um 4 Uhr nachmittags verließen wir Eidsvold und erreichten nach zweistündiger Fahrt Dalgangal, dessen Besitzer, Herr W. Kent, nicht anwesend war. Am nächsten Morgen setzten wir unsre Reise fort. Dieser Tag war ganz außerordentlich heiß, und die Leistung unsrer Pferde, die uns von morgens 6 bis nachmittags 4, mit wenig Rast, bergauf und bergab, über Stock und Stein, meistens im Trabe beförderten, war eine bewunderungswürdige, für unsre europäischen Begriffe geradezu unglaubliche, wenn man bedenkt, daß diese Pferde nur mit Gras gefüttert wurden. Während der Fahrt gab mir Herr McCord freundliche Unterweisung in der schweren Kunst des »four in hand« (vierspännig) Fahrens, und ich machte einige Fortschritte in derselben, obwohl ich überzeugt bin, daß ich allein den Wagen nie und nimmer heil nach Cania gesteuert hätte. Unser Gespann war allerdings nur ein Dreispänner, aber das kommt für die Fahrtechnik auf dasselbe hinaus. Mittags hatten wir unser einfaches Mal in Milgildi, einer Nebenstation, »outstation« von Dalgangal.

Wir kamen dann in das eigentliche Gebiet von Cania, das ziemlich gebirgig ist und von einem Quellfluß des Burnett, dem Three Moon Creek durchflossen wird. Der Boden ist hier reicher als am mittleren Burnett, die Niederschläge häufiger. Deshalb trägt das Land einen üppigeren Graswuchs, und wird daher von Herrn McCord als »fattening-station« benutzt. Das heißt, die Rinder, welche zum Verkauf bestimmt sind, werden hier in gewissen Paddocks fett gemacht und dann an die Küste gesandt.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003