Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Goldlager von Eidsvold. 141

erinnert noch eine Zeitlang daran, daß hier ehemals ein Städtchen gestanden hat. Denn die Holzhäuser lassen bei ihrem Zerfall nicht einmal Ruinen zurück.

Nachmittags fuhr ich mit Herrn McCerd in den Schacht der Mine »Mount Rose and Stockman's Junction« etwa 250 Fuß tief ein. Die goldhaltige Quarzschicht hat eine bedeutende Ausdehnung und ist überall mehrere Fuß dick. Das Gold findet sich in so kleinen Einsprengungen, daß es mit bloßem Auge nicht sichtbar ist; daneben kommt auch Schwefelkies vor. Der bergmännische Betrieb ist ein sehr einfacher. Man holt den Quarz aus dem Schöße der Erde, indem man das Gestein anbohrt, durch Dynamit sprengt und die Bruchstücke herausbefördert. Senkt sich das Lager in schrägem Fall in größere Tiefen, so folgt man ihm dahin nach. Oben werden die Gesteinsbrocken dann weiter durch Maschinen, sogenannte Batterien, zerkleinert, mächtige, durch Dampf gehobene und gesenkte Eisenzylinder, die in Reihen aufgestellt die Bruchstücke zu einem feinen Gries zertrümmern und zerstampfen. Um aus diesem den Goldstaub vom Quarze zu trennen, wird die Masse mit Wasser langsam einen langen Weg über eine leicht geneigte Ebene gespült. Das schwerere Gold sinkt unter und bleibt liegen, der leichtere Quarzsand wird vom Wasser mitgerissen und fortgeschwemmt. Um auch die kleinsten Goldstäubchen festzuhalten, sind von Stelle zu Stelle mit Quecksilber gefüllte Querrinnen angebracht. Das Quecksilber bildet mit dem darüber hinziehenden Golde ein Amalgam, das durch Erhitzen leicht wieder in Quecksilber und Gold zu zerlegen ist.

Eine »Tonne« (1000 Kilo) Gestein liefert, wie man mir berichtete, hier durchschnittlich eine »Unze« (31,1 Gramm) Gold. Im verflossenen Monat waren von der Mount Rose and Stockman's Junction Mine 800 Unzen Gold gewonnen worden, die, da die Unze einen Wert von etwa 80 Mark hat, 64000 Mark repräsentieren. Natürlich gehen davon die sehr bedeutenden Betriebskosten für Löhne, Maschinerie, Verzinsung des Anlagekapitals ab, doch ist der Betrieb, solange die Tonne eine Unze liefert, ganz lohnend. Schlimm aber ist es, wenn das Lager, je weiter man ihm folgt, um so ärmer wird oder ganz aufhört. Goldlager, die zwei oder gar drei Unzen Gold auf die Tonne liefern, wie die berühmte Mount Morgan Mine bei Rockhampton, werfen einen glänzenden Gewinn ab, und der Australier pflegt von ihnen nur mit scheuer Ehrfurcht zu sprechen.

Als wir nach dem Besuch der Mine in unser Absteigequartier, Garrie's Hotel, zurückkehrten, widerfuhr mir eine bisher ungekannte Ehre: ich wurde interviewed. Eidsvold ist nämlich schon so weit in


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003