Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

140 Ein Ausflug in das Quellgebiet des Burnett.

Burnettfluß und dem Boundary Creek. Unregelmäßig unterbrochene granitische Höhenzüge und Rücken durchziehen das Land, die auf ihren Oberflächen verwitterte runde Granitblöcke tragen. Der Granit hat eine bräunliche Farbe mit leicht rötlichem Schimmer und ist mäßig fein gekörnt. Hier und da geht er in feinkörnigen, dunkleren Syenit über, und da, wo beide Gesteinsarten gemengt vorkommen, hat der Fels ein scheckiges Aussehen. Nach Osten schließen sich an das Urgebirge Sandsteinlager, die aus den Verwitterungsprodukten des Granits entstanden sind. Fossilien scheinen in ihnen nicht vorzukommen. Noch weiter östlich folgen dann Lager von feinkörnigem Sandstein, Quarzit und Schiefer, die wahrscheinlich dem Devon zuzurechnen sind, welches im Burnettdistrikt eine bedeutende Ausdehnung hat.

Die Goldlager finden sich im Granit. Es sind Quarzgänge, die das Urgestein in verschiedener Richtung durchziehen; die meisten streichen NW. und NNW. Das Gold wurde im Jahre 1887 vor nunmehr 16 Jahren von einem Stockman namens Achilles aufgefunden, und seitdem ist hier eine stattliche Ansiedlung entstanden, die ein Gerichtsgebäude, eine Kirche, ein Hospital, eine Schule, zwei Banken, zahlreiche Hotels und Wirtshäuser, Verkaufsläden und Warenhäuser besitzt.

Während Herr McCord seine Sitzung hatte, war der Police Magistrate, Herr A. R. MacDonald so freundlich, mich herumzuführen und mir die Herrlichkeiten der Stadt zu zeigen. Man muß von ihr sagen: interessant, aber keine Schönheit. Interessant auch nur deshalb, weil die Energie und der praktische Sinn zu bewundern ist, der hier in der Einöde fern von den Verkehrswegen in kürzester Zeit das hervorgezaubert hat, was wir Kultur nennen, und dem Gesetz, der Religion und Jugenderziehung, dem Geld- und Fremdenverkehr, sowie dem Kaufbedürfnis ganz wohnliche Heimstätten errichtet hat. Häßlich sind jene Holzhäuser freilich alle, formlos, nur dem Bedürfnis dienend, mit Wellblech gedeckt, das in der strahlenden Tropensonne die Augen unerträglich blendet. Die sich hier ein Haus bauen, denken eben nur daran, es sich für den Augenblick behaglich zu machen. Wer weiß, wie lange der Goldbau an dieser Stelle ergiebig sein wird. Vielleicht flattert schon in wenigen Jahren wieder alles auseinander, wenn der goldhaltige Fleck im Urgebirge ausgenutzt ist. Die Menge der Miner verläuft sich, nur einige Farmer, die begonnen haben, das Land am Flusse zu bestellen, halten noch aus. Die Gebäude zerfallen und verschwinden, die Maschinen zum Zerstampfen des Quarzes werden fortgeschafft, und nichts als der Kirchhof


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003