Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Goldsucher.

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so zieht ihn die Behörde ein, und gibt ihn dem nächsten Bewerber.

Ist die Stelle, an der sich das Gold findet, ausgedehnt, und der Gehalt an Gold ein bedeutender, so werden claims oft meilenweit im Umkreis von der ersten Fundstelle erworben. In andern Fällen wird ein kleines Goldlager zuweilen nur von einer ganz geringen Zahl von Miners ausgearbeitet. Wie die Dinge heutzutage liegen, werden die claims an solchen Fundstellen, die sich als recht ergiebig erweisen, meistens von Aktiengesellschaften zu hohen Preisen ihren ursprünglichen Inhabern abgekauft und dann durch eine große Arbeiterschar ausgenutzt. Soweit ich im stande bin die Verhältnisse zu beurteilen, herrscht in dieser Beziehung durch ganz Australien eine leidenschaftliche und höchst ungesunde Spekulationswut. Überall, wohin man kommt, dreht sich die Unterhaltung um Minen, Gesellschaften zu ihrer Ausnutzung, Aktien usw. Nicht nur die ganze Bevölkerung der großen Städte ergibt sich diesem Glücksspiel, auch die Squatter und die Farmer spekulieren in Minen, zumal wenn in ihrer Nähe eine Goldoder Silbermine gefunden ist. Jährlich wird eine große Menge von Edelmetall der Erde abgerungen und auf den Markt gebracht; dennoch scheint es, als ob fast jeder, der mit dem Minenwesen in Berührung kommt, dabei Geld verliert und nicht gewinnt, wenigstens ist das die allgemeine Klage, die man immer wieder hört. Leuten, die zugaben, daß sie auch etwas dabei verdient hätten, bin ich nicht begegnet. Es muß ja wohl auch solche geben. Wahrscheinlich sind es einerseits die allerschlausten und geriebensten Spekulanten, und andrerseits die Goldgräber, die zu vier oder acht ihre eigene Mine bearbeiten, nicht aber die Amateur-Spekulanten oder die Gesellschaften mit künstlich in die Höhe getriebenen Aktien, die durch bezahlte Arbeiter ihre Minen ausbeuten lassen.

Ein großer Unterschied in der Bearbeitung ist es, ob es sich um alluviales Gold handelt oder ob das Gold im anstehenden Quarzgestein vorkommt. Im ersteren Falle genügt das bloße Auswaschen des goldhaltigen Sandes. Solche Goldwäschereien habe ich nicht gesehen, wohl aber Zinkwäschereien bei Cooktown, und ich werde das Verfahren bei letzteren später schildern.

In Eidsvold kommt das Gold als Einsprengung im Quarz vor. Der Quarzfels muß also erst zermalmt werden, ehe man ihm die in ihm eingeschlossenen Goldkörner entreißen kann. Alluviales Gold, das die Bearbeitung lohnte, hat man nicht gefunden, obwohl man eifrig danach gesucht und gegraben hat.

Die Gegend, in der sich das Gold findet, liegt zwischen dem


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003