Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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118 Der Abzug der Schwarzen.

kam ab und zu winselnd zu unserm Lager, wo wir dem armen Tier, um das sich niemand kümmerte, die Abfälle unserer Mahlzeiten zukommen ließen.

Sorgenvoll erwog ich, was nunmehr zu tun sei. Andere Schwarze in meine Dienste zu nehmen, wäre unmöglich gewesen, weil sie alle zusammenhingen wie die Kletten und überhaupt nur noch in geringer Anzahl in diesen Gegenden zu finden waren. Das Beste schien mir, noch einige Weiße zu engagieren und eine letzte Anstrengung zu machen, mit ihrer Hilfe größere Mengen von Ceratoduslaich zu finden. Ich sandte sofort Dahlke nach Gayndah, um dort einige Leute für mich anzuwerben. Während seiner achttägigen Abwesenheit war ich ganz allein im Busch; auch von den Schwarzen war jede Spur verschwunden. Ich benutzte diese Zeit zu weiten Streiftouren an den Ufern der Flüsse und schlief selten in meinem Camp, meistens dort, wohin gerade mich der Zufall geführt hatte. Überall suchte ich nach den Eiern, und da das Wasser angenehm warm war, führte ich eine halb amphibische Lebensweise, die mir im allgemeinen ganz wohl bekam. Nur meine Füße wurden durch den langen Aufenthalt im Wasser weich und dann durch die scharfen Flußkiesel zerrissen, so daß ich in Zukunft meine Wasserarbeit immer in ein Paar alten Stiefeln verrichtete. Auch war es sehr unangenehm, wenn die hoch am Zenith stehende Sonne auf die nackte Haut des Rückens herunterbrannte und dieselbe geradezu versengte. Es war schwer, sich hiergegen zu schützen, denn zog ich eine dünne Jacke über, so wurde dieselbe bald durchnäßt, wenn ich einmal tiefer ins Wasser kam, und wehte nachher einmal ein leichter Wind, so empfand man eine höchst unangenehme Abkühlung. Ich gab es endlich auf, mich gegen den Sonnenbrand zu schützen und hatte nach einiger Zeit die Genugtuung, daß sich Rücken und Schulter mit einer dunkelbraunen, gegen den Sonnenbrand widerstandsfähigen Haut bedeckten.

Wenn ich im Wasser herumwatete und dort meine Hantierungen trieb, war ich stets Gegenstand neugieriger, wenn auch mißtrauischer Beobachtung der zahlreichen langbeinigen und langschnäbligen Mitglieder der großen Ordnung der Storchvögel, die am Fluß wie Schildwachen Posten standen und über das übrige Wassergevögel zu herrschen schienen.

Fast alle sind stattliche, prachtvoll gefärbte Vögel, vor allen andern der gewaltige australische Riesenstorch oder »Jabiru«, Mycteria australis, der am Burnett nur vereinzelt vorkommt. Kopf und Hals sind grün gefärbt und schimmern metallisch; der Scheitel ist violett,


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003