Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Das Camp verödet. 117

sogleich, daß keine Aussicht war, im gegenwärtigen Augenblicke auch nur einen der Schwarzen bei mir zurückzuhalten. Jimmy erhielt, wie versprochen, als derjenige, welcher während der ganzen Zeit die meisten und kostbarsten Tiere für mich erlegt hatte, eine Pfundnote als Belohnung. Frank erhielt sein Pfund für das Auffinden der Ceratoduseier, jeder außerdem, was er sonst verdient hatte. Dann zogen sie ab, und schon um die Mittagszeit war ihr Lager tot und verlassen. Nur eine Hündin blieb zurück, die vor einigen Tagen 6 Junge geworfen hatte. Die Schwarzen versuchten die Alte mit Gewalt wegzuführen, sie muß ihnen aber bald wieder entlaufen sein, denn abends sahen wir sie schon wieder bei ihren Jungen. So ungern ich die Schwarzen ziehen ließ, so angenehm war es, daß wir ihre Hunde einmal los waren. Jede schwarze Familie besaß einen ganzen Haufen fürchterlicher Köter, die allerdings bei der Jagd gute Dienste leisteten. Es waren zum kleineren Teil gezähmte wilde Dingos, das heißt Tiere, die den wilden Hunden als Säuglinge weggenommen und von den Schwarzen groß gezogen worden waren. Der größte Teil bestand aus Kreuzungen von Dingos mit Hunden, die von den Weißen eingeführt sind. Diese Kreuzungsprodukte sind nicht ganz so unbändig, wild und diebisch wie die gezähmten Dingos, aber doch immerhin noch ein höchst unangenehmes und lästiges Räubergesindel für den, der sie als Nachbarn hat. Immerfort umschlichen einige unser Lager und alles Eßbare, was sie erreichen konnten, fiel ihnen zum Opfer, weil die Verhältnisse es mit sich brachten, daß sehr häufig Dahlke und ich gleichzeitig vom Lager abwesend waren, und dann niemand da war, der die frechen Eindringlinge verscheucht hätte. Wenn wir konnten, gaben wir den Herumlungerern einen tüchtigen Denkzettel mit einem wohlgezielten Holzkloben, doch das half wenig. Am liebsten hätten wir die frechsten Räuber einfach weggeschossen, aber das durften wir nicht. Die Schwarzen würden mich sofort verlassen haben, wenn ich ihre Hunde geschossen hätte. So hingen wir denn alles Eßbare frei in Säcken an Baumästen auf und bereiteten überhaupt unsern Feinden so viel Widerstand wie möglich. Endlich fiel mir ein Hilfsmittel ein. Ich lud eine größere Anzahl Patronen mit Salz, und sobald sich ein Hund in der Umgebung unsers Camps auch nur von ferne blicken ließ, pürschten wir uns auf Schußweite an ihn heran und brannten ihm eine tüchtige Ladung Salz auf die Keulen. Das half. Wer einmal mit Salz beschossen war, ließ sich sobald nicht wieder blicken, und gesundheitsschädlich waren diese Pillen nicht.

Nun aber herrschte vollkommen Ruhe und nur die Mutterhündin


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003