Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

Lebensgewohnheiten des Lungenfisches. 103

Behälter. Viel Raum zum Umherschwimmen ist, wie man sieht, für die 890 mm bez. 740 mm langen Tiere nicht vorhanden. Da dieselben gut gefüttert werden, brauchen sie sich auch nicht in der Suche nach Nahrung viel herumzubewegen. Sie werden mit Fischen, Froschschenkeln und rohem Fleisch ernährt, vegetabilische Nahrung erhalten sie nicht und befinden sich wohl dabei. Hierdurch erfährt der von mir schon früher geführte Nachweis eine neue Bestätigung, daß die Fische sich von animalischer Kost ernähren und die Pflanzenteile, mit denen man den Darm frisch gefangener Tiere stets prall gefüllt findet, nur die Vehikel der eigentlichen Nahrung bilden, und vielleicht, mit Ausnahme ganz zarter grüner Algen, unverdaut den Körper wieder verlassen.

Der Boden des Aquariums ist mit Kies bedeckt, Wasserpflanzen befinden sich nicht auf demselben. Die Temperatur des Wassers wird auf 19—22° gehalten.

Ebenso wie ich die von mir im Freileben beobachteten Fische, bezeichnet Mr. Thomson auch seine Gefangenen als außerordentlich träge. Gewöhnlich liegen sie bewegungslos auf dem Grunde und bewegen sich über denselben nur ganz langsam. Von Zeit zu Zeit - bei den unter den geschilderten Verhältnissen gefangen gehaltenen Fischen in etwa einstündigen Intervallen — steigen sie zur Oberfläche auf, um Luft zu schlucken und sinken dann langsam wieder zu Boden. Nur wenn sie aufgestört werden, schnellen sie sich durch kräftige Schläge mit dem Schwänze fort und schwimmen rasch umher. Diese drei Arten der Bewegung sind auch von mir in ganz ähnlicher Weise bei den freilebenden Fischen beobachtet worden. Mr. Thomson hat nun genau darauf geachtet, wie sich die paarigen Flossen bei diesen drei Arten der Bewegung verhalten.

Bei der langsamen Bewegung über den Grund des Aquariums werden besonders die Brustflossen benutzt. Thomson vergleicht ihre Bewegung mit den Schwebebewegungen einer Fahne in einem sanften Winde. Die Bauchflossen werden dabei nur sehr wenig bewegt.

Wenn der Fisch zur Oberfläche aufsteigt, um Atem zu holen, so bewegt er überhaupt nur die Brustflossen, nicht die Bauchflossen. Nachdem er Luft geschöpft hat, sinkt er langsam, ohne jede Flossenbewegung, wieder auf den Grund. Dieses ganze Gebahren erinnert sehr an das eines frei lebenden oder gefangen gehaltenen Wassermolchs bei der gleichen Gelegenheit.

Bei einer Gelegenheit, früh am Morgen vor Sonnenaufgang, wurde beobachtet, daß das größere Exemplar, ohne jede wahrnehmbare Bewegung, nahe der Oberfläche »schwebte«, und sich erst sinken ließ,


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003