Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Geographische Verbreitung des Ceratodus. 99

gegen diese Erklärung das gleichzeitige Vorkommen von fossilen Krokodil- und Ceratodus-Resten in den Darling-Downs.

Meiner Ansicht nach ist die Erklärung in anderer Richtung zu suchen, nämlich in der großen Schwierigkeit, die sich der Verbreitung unsers Fisches von einem Flußgebiet in das andre entgegensetzt. Die klimatologischen und physikalischen Verhältnisse Australiens liegen augenblicklich so, daß eine einzige, mehrere Jahre anhaltende Dürre die gesamten im Wasser lebenden Bewohner eines Flußgebietes ausrotten kann und zuweilen auch ausrotten wird. Die wenigsten Flüsse haben in Seen Reservoire, die sie in trocknen Zeiten speisen könnten, ferner bildet das Fehlen der wassersammelnden Moose einen hervorstechenden Zug der Vegetation des australischen Busches. Kommt nun eine trockne Periode, und in der kurzen Geschichte Australiens sind Perioden bekannt, in welchen in manchen sonst regenreichen Gegenden während 3 und 4 Jahre kein Tropfen Regen fiel, so kann ein ganzes Flußgebiet völlig austrocknen, und die Wassertiere desselben werden bis auf solche zu Grunde gehen, die im ausgebildeten oder embryonalen Zustande ein Austrocknen vertragen. — Zu letzeren gehört aber Ceratodus nicht.

Hört die Dürre auf und füllt der Fluß sich mit Wasser, so wird er allmählich von benachbarten Gebieten, die weniger hart durch die Dürre gelitten haben, wieder bevölkert werden. Denn die Dürren sind zwar Erscheinungen, die weite Gebiete heimsuchen, ihre Intensität ist aber fast immer eine lokal wechselnde.

Fassen wir nun die Mittel ins Auge, durch die Fische von einem Flußgebiet in das andre gelangen, so können wir folgende Hauptmittel und Wege der Verbreitung feststellen. Erstens: Übergang von Bewohnern des einen Flußgebietes in das andre im Quellgebiet in Flutzeiten; dies gilt besonders für die Quellgebiete, die sich in Plateaus befinden, und für die seitlichen Zuflüsse nahe der Mündung. Zweitens bildet das Meer längs der Küste ein Straße für das Eindringen derjenigen Flußfische von einem Gebiet in das andre, die sich nicht vor dem Salzwasser scheuen. Drittens kommt für einige wenige Fische (Siluriden, Labyrinthfische) ein direktes Wandern über Land in Betracht. Endlich ist zweifelsohne der Transport der Fischeier durch Wasservögel und Wasserinsekten das Hauptmittel der Verbreitung von einem Flußsystem in das andre. Von so seltenen Vorkommnissen wie dem Transport der Fische durch Stürme und Wirbelwinde kann man füglich absehen.

Alle jene Wege nun, die wir als die wesentlichen für die Verbreitung der Fische von einem Flußgebiet in das andre kennen


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003