Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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98 Das Camp am Auburn.

oder Dawson-Salmon zu bezeichnen, und aus dieser einen Verwechslung resultierten nun unzählige andere. Der Dawson-Lachs, dessen wissenschaftlicher Name Osteoglossum leichhardti lautet, wird von den Eingeborenen am Dawson Barramunda genannt. Dieser Name wurde nun auch fälschlicherweise auf Ceratodus übertragen, der nirgends Barramunda heißt; am Burnett wurde er von meinen Leuten Djelleh genannt. Ferner wurde der Fisch für einen Bewohner des Brackwassers ausgegeben, während er im Gegenteil nur im süßen Wasser in gemessener Entfernung vorn Einflüsse der Flut sich aufhält. Ebenso falsch ist die Angabe, daß er die Fliege nehme, und zu ganz irrigen Vorstellungen gelangte man über seine geographische Verbreitung. Man dehnte dieselbe nämlich bis in den äußersten Norden des australischen Kontinents aus, in Gebiete, die in der Tat von Osteoglossum, nicht aber von Ceratodus bewohnt werden. Die Verbreitung unseres merkwürdigen Fisches ist auf die beiden kleinen Flüsse Burnett und Mary beschränkt. Weder nördlich noch südlich von ihnen kommt er vor, während der Barramunda nicht südlicher geht, als der Dawson-Fluß. Die Wasserscheide zwischen Dawson und Burnett scheidet auch die Verbreitung von Ceratodus und Osteoglossum.

Ceratodus hat in früheren geologischen Perioden die ganze Erde bewohnt, Zahnreste sind von ihm in Europa, Amerika, Asien und Afrika gefunden worden und es ist durch fossile Funde bewiesen, daß er auch einst in Australien viel weitere Verbreitung besessen hat, als heute. Es ist deshalb höchst merkwürdig, daß er sich gerade in den beiden kleinen Flüssen Burnett und Mary erhalten hat, die sich von ihren Nachbarn in Norden und Süden in keiner erkennbaren Weise unterscheiden. Was kann das Aussterben des Fisches in jenen viel bedeutenderen Flüssen veranlaßt, was seine Erhaltung in den kleineren Flüssen Burnett und Mary bedingt haben?

Zunächst können wir an das Auftreten eines Feindes denken, der den Ceratodus in einer Anzahl von Flußgebieten ausgerottet hat. Krokodile finden sich noch im Fitzroy-Dawson, gehen aber nicht weiter südlich und fehlen gänzlich im mittleren Burnett und Mary, der Heimat unseres Tieres. Wir könnten uns also vorstellen, daß Ceratodus, ein ungewöhnlich träger und indolenter Fisch, in den Gewässern nördlich vom Burnett durch Krokodile ausgerottet ist. Dann bleibt aber immer noch sein Fehlen in den Flüssen südlich vom Mary unerklärt, in denen er nachweislich früher vorkam und die weder Krokodile noch einen ändern Feind enthalten, der dem großen gepanzerten Dipnoer gefährlich werden konnte. Auch spricht


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003