Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

96 Das Camp am Auburn.

von kleinen Wassertieren, die sich zwischen den Algenfäden aufhalten. Alle die Stellen im Fluß, die wasserreich genug sind, um von den Mullets besucht zu werden, werden von ihnen bald rein geputzt und von Algen gesäubert. Um so üppiger gedeihen letztere in den flachen Stellen, die von den Fischen nicht besucht werden können. Ab und zu reißt aber die Strömung hier einen Algenballen ab und schwemmt ihn den Strom abwärts. Man kann beobachten, daß sich die Fische unterhalb solcher günstiger Stellen in Scharen ansammeln und auf die Brocken warten, die ihnen die Strömung zuführen wird. Stellt man sich nun an einer solchen Stelle auf, und zwar so, daß die Fische einen nicht sehen können - - sie bemerken nämlich ganz gut, was über ihnen außerhalb des Wassers vorgeht, und fliehen vor allem den Schatten, den man ins Wasser wirft — und beködert man eine Angel mit einem tüchtigen Algenballen, den man langsam vom flachen ins tiefe Wasser treiben läßt, so kann man beinahe mit jedem Angehvurf einen Fisch fangen. An einer besonders günstigen Stelle fing ich einmal in der Zeit von einer halben Stunde 20 große Mullets und hörte nur auf, weil ich nicht wußte, was ich mit all den Fischen anfangen sollte. Hatten wir keine Algen zur Verfügung, so verschafften wir uns den vortrefflichen Tafelfisch dadurch, daß wir ihn im Wasser mit Schroten schossen. Es ist dies aber gar nicht so einfach, weil man, um einen sichern Schuß zu tun, ziemlich senkrecht von oben in das Wasser schießen muß, und der Fisch einen allzuleicht über sich wahrnimmt. Schießt man in sehr spitzem Winkel in das Wasser hinein, so werden die Schrote zu sehr abgelenkt.

Die Mullets sind übrigens ausgezeichnete Springer. In den Abendstunden schnellen sie sich oft meterhoch aus dem Wasser heraus, scheinbar mehr zum Vergnügen, als um Nachstellungen zu entgehen, oder über dem Wasser schwebende Insekten zu fangen. Es ist deshalb auch schwer, sie in Zugnetzen zu fangen, weil sie über dieselben einfach hinüberspringen. Beunruhigt bringen sie unter Wasser ein eigentümliches knurrendes Geräusch hervor, indem sie gleichzeitig pfeilschnell fortschießen.

Ab und zu wurde auch ein Ceratodus an der Angel gefangen die mit Fleisch oder Weichtieren beködert war, und schon dadurch der Beweis geführt, daß der australische Lungenfisch durchaus kein ausschließlicher Vegetarianer ist, wie man bisher allgemein angenommen hat. Öffnet man nämlich das Tier, so findet man in der Tat seinen ganzen Darmkanal mit grünen Pflanzenteilen, die teils vom Winde in das Wasser geweht, wie Blätter und Eucalyptus-


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003