Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Fischfang. 95

wird im kräftigen Schwung weit hinaus in den Fluß geworfen und bleibt dort auf dem Grunde liegen, bis entweder ein Fisch gefangen oder der Köder abgefressen ist. Auf diese Weise fingen wir zahlreiche Fische, nicht selten Ceratodus, viele Percoiden und drei Welsarten: den »Jewfish«, Arius australis, und zwei Arten »Catfish«, Copidoglanis tandanus und hyrtlii, die letzteren an Rücken- und Brustflosse mit starken, spitzigen Stacheln versehen, deren Stich bösartige Entzündungen hervorbringen kann. Die Stacheln an der Brustflosse sind sogenannte Sperrstacheln, das heißt sie können aufgerichtet und durch einen eigentümlichen Mechanismus festgestellt, gesperrt werden. Auf diese Weise bilden sie eine vorzügliche Verteidigungswaffe, und man tut gut, den gefangenen Fisch nur mit größter Vorsicht zu handhaben. Großen Schaden taten uns beim Angeln drei Schildkrötenarten, die in den Flüssen des Burnett-Gebiets sehr häufig sind, die beiden Emydura-Arten E. Krefftii und E. latisternum und die langhalsige Chelodina longicollis, die ihren langen Hals nicht gerade unter den Schild zurückziehen kann, sondern ihn im Bogen rechts oder links seitlich unter ihn einklappt. Exemplare von 400 mm Schilddurchmesser waren von letzterer Art am Brunett keine Seltenheit. Diese sämtlichen Schildkrötenarten waren groß darin, uns den Köder von den Angeln zu fressen. Dabei waren sie aber so schlau und geschickt, daß sie sich selten selbst fingen; nur ausnahmsweise kam es vor, daß sie ihre Frechheit mit dem Leben bezahlen mußten. Dahlke behauptete gehört zu haben, daß die Schildkröten Angeln, die mit Schildkrötenfleisch beködert sind, in Ruhe lassen. Wir verwendeten deshalb längere Zeit Schildkrötenfleisch als Köder, wurden aber nach wie vor von den rücksichtslosen, kannibalischen Reptilien bestohlen und fingen hin und wieder Schildkröten mit Schildkrötenfleisch. Unsere Tafel war damals mit Fischen reich besetzt; schade nur, daß sämtliche Fische des Burnett, mit einer einzigen Ausnahme, eine recht geringe Speise darbieten. Diese rühmliche Ausnahme wird gebildet durch eine Meeräschenart, Mugil cunnesius, von den Ansiedlern »Mullet« genannt. Die Schwarzen nennen ihn Ngaria. Der schöne und lebhafte Fisch, der eine Länge von 350 mm erreicht, ist deshalb sehr schwer mit der Angel zu fangen, weil er gewöhnlichen Köder nicht nimmt. In der heißen Jahreszeit aber, wenn der Wasserstand der Flüsse ein sehr niedriger ist, entwickelt sich allenthalben da in den Flüssen, wo die Strömung nicht zu reißend ist, eine reiche Vegetation von Fadenalgen. Die Mullets sind nun rein versessen auf diese Nahrung, weniger wohl um der Algen selbst willen, als wegen der ungemein reichlichen Anhäufung


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003