Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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80 Das Camp am Auburn.

dachte zunächst daran, Baily mit dem Buggy nach Gayndah zurückzuschicken und meiner Einladung folgend als Gast eine Woche in meinem Camp zu bleiben. Da ihm aber für seine sonstigen Zwecke als Sammler die Gegend, in der ich mein Lager aufgeschlagen hatte, nicht besonders anziehend erschien, die Aussicht, in nächster Zeit Cera-toduslaich zu finden, höchst unsicher war, und er Lust hatte, die ihm noch bleibenden 4 Ferienwochen größtenteils in den tropischen Scrubs an der Küste zwischen Brisbane und Gympie zu verleben, so gab er diese Absicht wieder auf und beschloß, am nächsten Tag nach Gayndah zurückzukehren und dort zunächst den Versuch zu machen, Schwarze zu engagieren.

Nach unserem Mahle um 6 Uhr, als die Dunkelheit bereits hereingebrochen war, kamen die Schwarzen und brachten 4 weibliche und 2 männliche Ameisenigel. Zwei von den Echidnaweibchen hatten Junge im Beutel. Dieses reichliche Material machte auf Spencer großen Eindruck. Ich mußte ihm aber bekennen, daß er einem ungewöhnlich guten Jagdresultate beigewohnt hatte. An manchen Tagen erhielt ich gar nichts, an manchen nur 1 oder 2 Ameisenigel als Gesamtausbeute von der ganzen Gesellschaft. Ich hatte für besondere Gelegenheiten einige Flaschen Bier mit mir genommen, und diese vertilgten wir an diesem Abende. Wir versprachen uns zuweilen brieflich voneinander Nachricht zu geben und uns, wie das Schicksal es treffe, in Melbourne oder in Jena zu besuchen. Das Geschick hat für Jena entschieden; denn zwei Jahre später, im Dezember 1893, hatte ich die Freude, meinen ehemaligen australischen Campgenossen in der alten Musenstadt begrüßen zu können.

Ich will noch hinzufügen, daß Spencer am nächsten Morgen, Sonntag den 27. September, abreiste, sich alsdann etwa 2 Wochen in Gayndah aufhielt, wo es ihm zwar nicht gelang, Schwarze zu engagieren, er aber von den weißen Ansiedlern in seinen Bestrebungen sehr unterstützt wurde. Dagegen wurde er, wie er mir schrieb, bei seinen Untersuchungen des tropischen Scrubs bei Gympie in seinen Erwartungen ziemlich enttäuscht, weil sich die Fauna dieses Urwaldes als recht dürftig erwies.

Die Schwarzen hatten nur eine Woche lang an der Auburn-Mündung, 1/2 Kilometer von meinem Camp gelagert; dann hatten sie weiter westlich, an einer für den Echidnafang sehr günstigen Stelle ihr Lager aufgeschlagen, und ein Schwarzer brachte mir täglich abends die gesamte Jagdbeute. Schon am dritten Tage aber kam die ganze Gesellschaft wieder zurück, um in ganz andrer Richtung einen neuen Lagerplatz zu suchen. Ich war erstaunt und wenig


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003