Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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78 Das Camp am Auburn.

Gerhard Krefft Mitteilungen über den außerordentlichen Queensländer Fisch und suchte herauszubringen, ob derselbe bekannt und wissenschaftlich untersucht sei. Krefft wollte zunächst nicht an die Existenz eines solchen Fisches glauben und nahm einen Irrtum Forsters an. Um die Sache ins Klare zu stellen, veranlaßte Herr Forster seinen Vetter, von Coonambula aus Exemplare des Tieres im eingesalzenen Zustande nach Sydney zu senden, was dann auch nach einiger Verzögerung im Jahre 1869 geschah.

Meine Freunde waren etwas im Zweifel, ob dies die Hüllen der Ceratodus-Eier wären; sie sagten, dieselben sähen ihnen jedenfalls sehr ähnlich. Nur die alte Frau Wall behauptete mit Bestimmtheit, dies seien nicht die rechten Eier; die Hüllen der Ceratodus-Eier wären wasserhell, während das, was ich mitgebracht hatte, einen Stich ins Grünliche besaß. Ich verdoppelte jedoch von nun an meine Anstrengungen, die wirklichen, gefüllten Eier zu finden.

Der Fluß begann um diese Zeit merklich zu fallen und zu meiner großen Freude entdeckte ich im Boyne-Fluß, etwa ein Kilometer vor seiner Mündung in den Burnett, eine langgestreckte und breite Austiefung des Flusses, deren Boden mit einer dichten Vegetation von Wasserpflanzen bedeckt war und die recht vielversprechend aussah, obwohl die Vegetation noch nicht den Wasserspiegel erreicht hatte. Eier konnte ich aber an dieser Stelle nicht finden, ebenso wenig Frank, der dieselbe Stelle am gleichen Nachmittage unabhängig von mir entdeckte.

Dies war am Donnerstag den 24. September. Den ganzen Freitag Vormittag über suchten wir im Wasser nach den Eiern. Um die Mittagszeit kehrte ich in mein Camp zurück und wollte mich gegen 2 Uhr wieder an die Arbeit begeben, als ich plötzlich einen mir unbekannten Mann auf mich zuschreiten sah. Ein Besuch mitten im australischen Busch ist immerhin eine ungewöhnliche Sache, und ganz unerhört ist es, wenn derselbe nicht angeritten kommt, sondern plötzlich als Fußgänger vor einem auftaucht. Wie ein Squatter oder Stockman, oder wie ein gewöhnlicher australischer Reisender sah mein Besuch nicht aus. Seine Anrede klärte mich bald genug über seine Person auf.

Es war Professor Baldwin Spencer, ein junger englischer Naturforscher, der sich durch eine Reihe von ausgezeichneten Arbeiten einen Namen gemacht hatte und mir literarisch wohl bekannt war. Er war vor einigen Jahren als Professor nach Melbourne berufen worden und hatte, wie er mir sagte, seine Universitätsferien zu einem Ausflug nach Queensland benutzt, besonders um die Entwicklung des


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003