Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Küchenzettel und Getränke. 75

ruht auf demselben Prinzip wie die des Dampers, nur werden dem Teige Zucker, Nierenfett und womöglich auch Rosinen oder Korinthen zugesetzt, am liebsten beides. Vorsorglich hatte uns Dahlke mit einigen Pfund Rosinen verproviantiert. Unsere Fleischnahrung bestand aus eingesalzenem Rindfleisch, das wir anfangs von Cooranga, später von Coonambula bezogen. Wir bezahlten gewöhnlich für das Pfund 25 Pfennig. Das Fleisch wurde eine Nacht über in Wasser gelegt, um das Salz auszuziehen, und lieferte dann richtig gekocht eine viel angenehmere Speise als Büchsen- oder Konservenfleisch. Einmal in der Woche gab es frisches Rindfleisch, und dieser Tag wurde immer als besonderer Festtag betrachtet. Das erlegte Wild brieten wir meistens in unserem Backtopf in der heißen Asche und Wildenten und Wildgänse, Talegalla-Hühner, Squatter- und Wongatauben lieferten eine angenehme Abwechslung unseres etwas einförmigen Küchenzettels.

Als Getränk kam eigentlich nur Tee in Betracht, der Trank, den man dort morgens, mittags und abends einnimmt, und der zusammen mit dem Damper unter die Embleme des Buschlebens aufgenommen zu werden verdient. Kein Mensch trinkt im Camp Kaffee, dem Trinker geht bald sein Alkohol-Vorrat auf die Neige, und so ist der Tee das ausschließliche Lagergetränk. Kommt allerdings einmal der teegesättigte Freund des Schnapses in das Bereich eines Wirtshauses, dann pflegt er sich gehörig schadlos zu halten und läßt den Whisky und Brandy des Wirts die lange Enthaltsamkeit entgelten. In deutschen akademischen Kreisen pflegt man diese Art des Alkoholgenusses als Quartaltrinken zu bezeichnen, und in meinem ganzen übrigen Leben zusammen genommen habe ich nicht so viele Quartalsäufer kennen gelernt, als während meiner zweijährigen Reise in Australien und den Nachbargebieten.

Dahlke machte mir den Vorschlag, wir wollten ein Rindenhaus errichten, in dem wir unsre Vorräte unterbringen könnten, und in dem er selbst schlafen wollte. Während er das Gerüst in einigen Tagen zusammenzimmerte, vertraute ich dem Schwarzen Jimmy und dessen Frau Ada die Beschaffung der Rinde an, die sie hauptsächlich dem iron-bark-tree, Eucalyptus crebra, und dem blue gum entnahmen. Dieses Baumaterial wird in folgender Weise gewonnen: die Rinde eines stattlichen Baumes von ein oder mehreren Metern Durchmessern wird in einem Ring dicht über dem Erdboden mit dem Tomahawk durchgeschlagen, dann ebenso etwa 8 Fuß hoch über dem Boden, soweit ein Mensch mit dem Tomahawk gerade reichen kann. Diese beiden Schlagringe werden durch einen vertikalen Längsspalt


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003