Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Frank als Spürer. 73

grasbedeckten Boden ablas, wie wir eine Hasen- oder Rehspur bei Neuschnee. Er ritt voraus und führte mich genau den Weg zurück, den ich morgens hergeritten war. Auf meiner alten Spur durchritten wir den Scrub und befanden uns bald an der Stelle, an der ich nach Verlust der Sachen zum zweitenmal ein Feuer angezündet hatte. Hier begann Frank seine eigentliche Arbeit, während ich absaß und erwartungsvoll seinen Erfolgen entgegen sah. Nach mehr als einer Stunde kam er mit sehr langem Gesicht zurück; sein ganzer schöner Plan, durch Verfolgen meiner Spur an den gesuchten Platz zu kommen, war ins Wasser gefallen, denn mein eigenes vielstündiges Suchen in der Nacht und am Morgen hatte ein wahres Labyrinth von sich kreuzenden Spuren erzeugt, und es war ein Ding der Unmöglichkeit, auf diese Weise zum Ziele zu kommen. Frank wollte nun noch einen Versuch machen und sich im Scrub umsehen, ohne sich um meine Spuren zu bekümmern, ob er nicht irgendwo etwas Verdächtiges bemerke. Ich setzte nicht viel Vertrauen in diese neue Methode und überlegte schon, was nun zu tun sei, ob es vielleicht das Beste sei, meine sämtlichen Schwarzen aufzubieten, um diese unersetzlichen Gegenstände wie Sattel und Flinte wieder aufzufinden. Da hörte ich Franks triumphierenden Ruf »Cuu-i«! gar nicht weit von mir, ich sprang auf und eilte in der Richtung vorwärts und stand, als ich einige Brigalow-Büsche auseinander bog, an der vielgesuchten Stelle meines ersten Lagers. Mein weißer, weit leuchtender Tropenhelm, den ich übrigens später am Burnett mit einem breitkrämpigen Filzhut vertauschte, hatte durch die Büsche schimmernd Franks Falkenaugen auf sich gezogen. Alle Gegenstände lagen noch genau so da, wie ich sie nachts verlassen hatte. Das Feuer mußte bald, nachdem ich die Jagd auf das Pferd begonnen hatte, niedergebrannt sein und hatte mir deshalb nicht mehr als Leuchte dienen können, als ich seiner bedurfte.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003