Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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64 Erste Erfahrungen im Busch.

Ceratodus seine Eier mit Vorliebe in das Gewirr ihrer Stengel und Blätter ablege. Von den Eiern selbst aber konnten wir keine Spur entdecken, und ich begann mich nun selbst der Ansicht zuzuneigen, daß Frank recht habe, und die Zeit wirklich noch nicht gekommen sei. Inzwischen brachten mir die Schwarzen von Jimmys-Creek nur ziemlich geringe Ausbeute und ich dachte, es würde besser sein, wenn ich sie unter meinen Augen arbeiten ließe. Ich wählte also den von Herrn McCord empfohlenen Ort an der Auburn-Mündung als nächstes Camp.

Am 18. September brachen wir unser Lager ab, und in aller Frühe machte sich Dahlke, geleitet von Frank, nach dem ausersehenen Orte hin auf, den er, wenn alles gut ging, mit seiner schwer be-ladenen Dray in ungefähr 12 Stunden erreichen konnte. Ich selbst ritt zunächst nach der Station Cooranga, um mich von Herrn Turner und seiner Familie zu verabschieden. Um 12 Uhr brach ich von dort auf, um mein neues Camp noch vor Dunkelheit zu erreichen.

Ich will diesen meinen Ritt etwas ausführlicher schildern, weil er ein gutes Beispiel dafür ist, welche Schwierigkeiten dem ungeübten Neuling bei einsamem Reisen im australischen Busch entgegentreten können.

Um von der Station Cooranga an die Stelle meines neu errichteten Camp, die etwa 30 Kilometer in der Luftlinie von dort entfernt war, zu kommen, hätte ich entweder der Wagenspur, die von Cooranga nach Coonambula führt, folgen können, dieselbe da, wo sie den Auburn überschreitet, verlassend und dem Auburn bis an seine Mündung in den Burnett folgend; oder ich konnte auch dem Boyne bis dahin folgen, wo er in den Burnett mündet, und dann den Burnett bis zur Auburn-Mündung aufwärts reiten. Ich wählte nun einen dritten, mir kürzer scheinenden Weg, versuchte nämlich in der geraden Linie von Cooranga nach der Auburn-Mündung vorzudringen. In Brisbane hatte ich mir vom Ministerium für das Land einige allerdings sehr rohe Karten des Burnett-Distrikts verschafft, und auf dieser die Himmelsrichtung meines Reiseziels feststellend, suchte ich in gerader Richtung von Ostnordost nach Westsüdwest vorzudringen.

Wie ich damals fand, und wie ich seitdem oft noch Gelegenheit hatte festzustellen, ist es gar nicht leicht, ohne Weg und ohne Blickziel über eine weitere Distanz hin geradeaus zu gehen und noch weniger geradeaus zu reiten. Fast jeder Mensch weicht bei solcher Gelegenheit ganz unmerklich und allmählich nach einer individuell verschiedenen Richtung ab, der eine nach rechts, der


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003