Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

Wasserarbeit. 63

von dem sie sich viel versprachen. Da es sehr schwierig war, mit unserer Dray dorthin zu gelangen, und der Ort nicht allzuweit von unserem gegenwärtigen Camp entfernt war, so zog ich es vor, vorläufig noch selbst hier zu bleiben und mir an jedem Abend von einem Schwarzen die gesamte Jagdausbeute zu Pferde zutragen zu lassen. Frank blieb bei mir und ich unternahm nun täglich weite Ritte längs der Ufer des Boyne bis zum Burnett hin, und selbst bis zum Auburn, um ja die Zeit nicht zu verpassen, wenn der Cerato-dus laichen würde. Frank behauptete allerdings zuversichtlich, es sei noch zu früh, die Flüsse müßten niedrig und voll Wasserpflanzen sein; dann würden wir den Laich in Hülle und Fülle finden. Ich traute aber dem großsprecherischen Burschen schon lange nicht mehr, und hielt es für das Beste, selbst die Augen offen zu behalten. Mir war bekannt, daß Caldwell den Laich zwischen Wasserpflanzen gefunden hatte, und das Schlimme war nur, daß die Flüsse, deren Lauf ich viele Meilen weit verfolgte, absolut kahl von allen Wassergewächsen waren.

In den verflossenen Monaten hatte eine große Regenperiode am Burnett geherrscht, und die jetzt so niedrigen und langsam fließenden Flüsse hatten sich in gewaltige Ströme verwandelt. Die reißende Strömung rasiert dann geradezu das Flußbett, indem sie alle zarten Wasserpflanzen ausreißt und fortträgt. Die Fluten waren inzwischen abgelaufen und das Wasser gefallen, aber die Wasserpflanzen hatten noch nicht Zeit gefunden, sich wieder anzusiedeln oder, wo geringe Reste übrig geblieben waren, sich weiter auszudehnen. Das war dann eine harte und unerquickliche Arbeit für uns beide. Wenn wir nach stundenlangen Ritten eine Stelle fanden, wo in dem noch sehr trüben Wasser sich Spuren von Vegetation zu zeigen schienen, dann ging es herunter von den Pferden und, so sehr auch Frank Ach und Weh schreien mochte, in das Wasser hinein. Frank pflegte überhaupt prinzipiell das Vorhandensein jeder Vegetation zu leugnen, aber ich kam bald dahinter, daß es die Furcht vor dem kalten Wasser war, die seine sonst so untrüglichen Augen blind machte. Ich ließ mich also nicht irre machen, und wo mir der Grund auch nur im entferntesten pflanzenverdächtig schien, da wurde nachgesehen. In den meisten Fällen war allerdings nichts zu holen, hie und da aber fanden wir an geschützteren Stellen außer Fadenalgen die bekannte wasserblütige Vallisneria spiralis, die auch bei uns häufig ist, eine Lepilaenaart, die sehr unserer Zanichellia gleicht, und Hydrilla verticillata, die der Elodea canadensis zum Verwechseln ähnlich sieht. Frank rühmte diese Hydrilla ganz besonders und behauptete, daß


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003