Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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54 Erste Erfahrungen im Busch.

Absterben gebracht, und man kann nicht sagen, daß diese nützliche Einrichtung der landschaftlichen Umgebung der Station zur Zierde gereicht. Hat man den Paddock durchritten, so kommt man durch ein zweites Gatter ins Freie. Die Gatter sind so eingerichtet, daß man sie vom Pferd aus öffnen und schließen kann, vorausgesetzt, daß man nicht ein allzu wildes und unruhiges Pferd reitet.

Hier öffnet sich ein Ausblick auf eine kleine grasbedeckte Ebene, die vom Baumwuchs entblößt ist. Abgeschlossen wird das Bild durch die steile Wand des rechten Ufers des St. Johns-Creek, an dessen linkem, sanft abgeflachtem Ufer die Station liegt. Ihre Gebäude sind im weiten Umkreis über die grüne Ebene zerstreut; das weinumrankte Herrenhaus inmitten eines Gartens voll von Rosen, Pfirsichbäumen und Orangen, das neugebaute Lagerhaus für die Vorräte, die Scheune und Wagenremise, das Haus für die Stockmen, die Schmiede, der Wollschuppen und endlich abseits nahe dem Creek die »hut«, in der die Wirtschaft für die Leute geführt wird. Alle diese Gebäude sind aus Holz an Ort und Stelle von dem Besitzer und seinen Leuten errichtet, alle mit Wellblech gedeckt, das in sämtlichen australischen Ansiedlungen eine sehr bemerkenswerte Rolle spielt. Holzdächer würden ja ebenso billig herzustellen sein und eine kühlere Bedachung liefern als das Wellblech. Die Wellblechdächer haben aber den besonderen Vorzug, das Regenwasser in sehr reinem Zustande und in zweckentsprechender Weise ablaufen zu lassen, so daß man es leicht in neben den Häusern stehenden Reservoiren aus Wellblech, den »tanks«, auffangen und sammeln kann. Dieses Wasser bildet ein viel saubereres, angenehmeres und gesünderes Getränk als das Wasser der Flußläufe, das in trockenen Zeiten eine unangenehme Beschaffenheit annehmen, ja ganz versiegen kann. Es erregt deshalb immer große Bestürzung, wenn es heißt, daß die tanks beinahe leer sind, und man zu dem wenig erfreulichen Flußwasser für die Zwecke der Küche und Haushaltung greifen muß.

Ich war dem Besitzer von Coonambula, Herrn William F. MC Cord, schon flüchtig in Brisbane begegnet, wo mich sein Schwager, der Unterstaatssekretär Herr Peny Okeden, mit ihm bekannt gemacht hatte. Herr McCord, ein Irländer von Geburt, lebt seit 30 Jahren in Australien und wohnt mit seiner Familie schon seit langer Zeit auf Coonambula. Obwohl ihm eigentlich noch gänzlich fremd, wurde ich sogleich auf das herzlichste und zuvorkommendste aufgenommen, und seiner Hilfe und tatkräftigen Freundschaft habe ich einen großen Teil meiner Erfolge in jenen fernen Gegenden zu danken. Die edle Gastfreundschaft, die ich in seinem stets offenen


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003