Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Paddocks.

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machte ich einen kleinen Umweg und begab mich zunächst nach Mundubberra am Burnett, von wo eine Art Straße nach Coonambula führt. Es ist das eine durch die auf- und abpassierenden Wagen und Karren geschaffene Wegspur, die hier und da kaum sichtbar ist und besonders an den Stellen, wo sie den Fluß überschreitet, sich in einem labilen Zustande befindet, da das Flußbett und damit auch die passierbaren Furten fast durch jedes Hochwasser verändert werden. Das Überschreiten der Flüsse zu Pferde hat für gewöhnlich keine Schwierigkeiten und selbst dann, wenn Hochwasser ist, kommt der Reiter fast immer hinüber, weil den meisten Pferden die Fähigkeit zum Schwimmen angeboren ist. Dagegen ist natürlich ein Überschreiten der angeschwollenen Flüsse für jegliches Fuhrwerk ein Ding der Unmöglichkeit, und auch bei niedrigem Wasserstand haben Wagen und Karren häufig große Schwierigkeiten nicht sowohl den Fluß selbst zu überschreiten als vielmehr vom Wasser heraus das steile Flußufer zu erklimmen. Zur Zeit des Hochwassers stockt der Wagen- und Karrenverkehr. Werden die Flüsse ganz groß und reißend, so hört auch die Möglichkeit auf, sie zu Pferde zu überschreiten, und dann kann es vorkommen, daß die im Innern gelegenen Bezirke von jedem Verkehr mit der Außenwelt abgeschnitten sind.

Aufwärts von Mundubbera macht der Burnettfluß einen mächtigen nach Süden gewendeten Bogen und diesen schneidet man ab, indem man in der Sehne reitend, den Fluß zweimal überschreitet. Nach dem zweiten Flußübergang bemerkt man schon allerorts Spuren menschlicher Tätigkeit. Einige 100 Meter vom Fluß entfernt kommt man an eine weit ausgedehnte Umzäunung, in die der Weg mittels eines hölzernen Gatters hineinführt. Die Umzäunung hat etwa 3 Kilometer im Durchmesser und stellt einen »Paddock« dar, wie sie überall in der Nähe der Stationen angelegt werden, um gewisse Teile der Rinder-, Pferde- und Schafherden eingehegt zu halten. Der größte Teil der Herden weidet frei im Busch und ist überhaupt nicht eingehegt. Es ist aber von Vorteil, eine Anzahl Pferde, die zum Gebrauch der Station notwendig sind, jederzeit bequem in der Nähe zu haben. Auch errichtet man Paddocks an Stellen mit besonders guter Weide, wo man die Rinder, die man zum Verkauf wegsenden will, fett macht. So finden die Paddocks noch vielfache andere Verwendung, und allein in der nächsten Nähe von Coonambula gibt es deren drei, alle von den Leuten der Station selbst angelegt und in Stand gehalten. Um die Güte der Weide in diesen Paddocks zu erhöhen, sind die sämtlichen Bäume in ihnen geringelt und zum


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003