Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Abschluß der ersten Woche. 5 I

arbeitete und mir abends viele Tiere brachte, erhielt dann noch als Extrabelohnung einen »nip«. Außerdem versprach ich, um den Wetteifer auf das Höchste anzuspornen, demjenigen, der mir im Laufe der ganzen Zeit unseres Zusammenseins die meisten und mir wertvollsten Tiere brächte, eine Prämie von 20 Mark. Für andre Tiere, wie Vögel, Reptilien, Frösche, Insekten zahlte ich nichts oder doch keinen nennenswerten Preis, weil ich bald sah, daß mir die Schwarzen statt der von mir gewünschten Tiere sonst alles mögliche Zeug brachten, und es zu schwer war, ihnen auf andre Weise klar zu machen, auf was ich besonderen Wert legte.

Alles dies erregte in der ersten Woche einen lebhaften Wetteifer und in reichlicher Weise strömte mir das Material zu, so daß ich den ganzen Tag vollauf zu tun hatte, die mir gebrachten Tiere zu öffnen, Eier und Junge zu konservieren, Organe einzulegen und für die feinere Untersuchung, die erst in der Heimat erfolgen sollte, vorzubereiten. So wurden mir z. B. am 10. September nicht weniger als 8 weibliche Ameisenigel gebracht, von ihnen hatten 2 Eier im Uterus; 2 trugen Eier und 3 Beuteljunge im Beutel. Außerdem erhielt ich an demselben Tage eine größere Menge von Beuteltieren. Als ich am Sonnabend den 12. September Rechnung machte und auszahlte, erhielt jeder Schwarze ein ansehnliches Stück Geld; den Löwenanteil der alte Jimmy, der sich auch in der Folge als mein bester und treuester Gehilfe erwies. Er hatte mir in dieser Woche 6 weibliche Ameisenigel gebracht, 4 sogenannte Opossums (Tricho-surus vulpecula), ein Bändikut (Perameles obesula) und noch verschiedene andere Kleinigkeiten. Nach Abzug der Rationen an Mehl, Tee, Zucker und Tabak, die er von meinen Vorräten entnommen hatte, blieben ihm noch 11 Schilling, die ich in meiner Unerfahrenheit vertrauensvoll in seine Hände legte. In gleicher Weise erhielt fast jeder andere eine mehr oder weniger reichliche Löhnung, und ich war schon einigermaßen besorgt, ob, wenn die Dinge so weiter gingen, meine Mittel ausreichen würden. Am Sonnabend Abend erhielten dann alle Schwarzen noch für ihre gut geleistete Arbeit einen Schluck, und Jimmy, der Sieger im Wettstreit, ein Extragläschen. Alles war Zufriedenheit und Harmonie, als die Schwarzen sich von meinem Camp in das ihrige zurückzogen. Noch lange sah man die dunklen Gestalten sich um die Feuer bewegen, schwatzend, lachend und singend.

Ich selbst konnte mit dem Ergebnis dieser Woche wohl zufrieden sein. Ich hatte einige junge Entwicklungsstadien der Schnabeltiere mir selbst verschafft und mehrere Exemplare von jungen und älteren


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003