Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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50 Erste Erfahrungen im Busch.

nicht zu jagen, weil sie sein Fleisch gänzlich verschmähen. In der Tat strömt das Tier einen unangenehmen tranigen Geruch aus, selbst wenn es abgehäutet ist. Meine Schwarzen zeigten eine ungemeine Geringschätzung gegen den »Jungjumore« und waren kaum dazu zu bringen, mir beim Ausgraben ihrer Baue zu helfen oder sich sonst irgendwie um das ihrer Ansicht nach nutzlose Geschöpf zu kümmern. Eine ganz andre Hochachtung erwiesen sie dagegen dem Ameisenigel, dessen Fleisch sie für eine Delikatesse ersten Ranges halten und sogar über Rindfleisch stellen, das größte Kompliment, das sie einer Speise machen können. Wie Bennett berichtet, haben die Eingeborenen am Wollondilly und am Yas-Fluß in New-South-Wales einen ändern Geschmack und sind auf Schnabeltierfleisch sehr erpicht.

Von den weißen Kolonisten wird das Schnabeltier nicht verfolgt. Zwar ist das Pelzwerk schön und dicht; es erinnert etwas an den Maulwurfpelz, hat aber längere Haare. Für Pelzwerk ist indessen in einem so warmen Lande wie Queensland wenig Bedarf und auch in den südlicheren kälteren Kolonien ist das Schnabeltier keiner nennenswerten Verfolgung ausgesetzt, weil seine Jagd denn doch zu schwierig und unergiebig, das erlegte Wild auch zu klein ist, um als Handelsartikel in Frage zu kommen. Da ich nicht alle erlegten Schnabeltiere, wie sie waren, in Spiritus steckte, sondern bei vielen die einzelnen Organe präparierte, die Gehirne herausnahm, die Skelette trocknete, so konnte ich eine ziemliche Menge von Schnabeltierfellen mit nach Hause bringen, die zu Pelzmützen verarbeitet für einige verständnisvolle Freunde und mich selbst ein interessantes Erinnerungsstück an das eierlegende Säugetier bei den Antipoden darstellen.

Gerade in der ersten Woche meines Zeltlebens war die Schnabeltierjagd recht ergiebig, aber auch mit der Tätigkeit meiner Schwarzen konnte ich zufrieden sein. Zunächst war es die Neuheit der Aufgabe, die sie anzog; dann hatte ich ihnen auch in meiner Unerfahrenheit ihres Charakters gewisse Versprechungen gemacht, die ihnen sehr verlockend erschienen, die sich aber bald als unausführbar erwiesen. Ich hatte nämlich mit ihnen verabredet, sie am Ende jeder Woche bar auszuzahlen, weil ich nicht glaubte, daß ihre Verfügung über bares Geld hier im fernen Busch für mich irgendwelche Unzuträglichkeiten mit sich bringen würde. Für jeden weiblichen Ameisenigel sollte der Bringer »half a crown«, 2 1/2 Mark erhalten, für einen männlichen Ameisenigel »six pence«. Ebenso hatte jedes Beuteltier seinen bestimmten, nicht sehr hohen Preis. Wer fleißig


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003