Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Lebensgewohnheiten des Schnabeltiers. 4g

Ich versuchte auch die Tiere in Schlingen zu fangen und weiß, daß diese Methode schon verschiedentlich geglückt ist. Man bringt die Schlingen vor dem über Wasser befindlichen Zugang des Baues an und fängt das Tier dann, wenn es den Bau verläßt oder in denselben zurückkehrt. Ich hatte mit dieser Methode keinen Erfolg, was ich auf zwei Gründe zurückführe. Einmal wird wohl in den meisten Fällen der unter Wasser befindliche Zugang als Aus- und Einlaufs-rohr benutzt, und der über dem Wasser befindliche Zugang dient bloß als Ventilator und nur gelegentlich als Pforte. Dann aber kann man es kaum vermeiden, seine Schlingen vor Bauen aufzustellen, die längst verlassen sind. Das Schnabeltier liebt es, daß der über dem Wasser befindliche Zugang seines Baues sich einige Meter über dem Wasserspiegel befindet. Steigt nun das Wasser im Fluß sehr hoch oder fällt es andrerseits sehr tief, so genügt der Bau nicht mehr den Anforderungen, und das Tier verläßt sein altes Heim und gründet sich eine neue Wohnstätte. Dies kann in einem Jahre mehrere Male vorkommen, deshalb findet man an Stellen, die dem Schnabeltier als Wohnstätte zusagen, neben bewohnten immer eine ganze Reihe von verlassenen Bauen. Da der über Wasser befindliche Zugang selten befahren wird, so ist es durchaus nicht leicht, einem Bau von vornherein anzusehen, ob er bewohnt ist oder nicht. Ich glaube also, daß ich meine Schlingen in vielen Fällen vor längst verlassenen Bauen aufgestellt habe.

In Gayndah hatte ich während meines kurzen Aufenthaltes eine ansehnliche Menge von Schnabeltieren erbeutet, auch hier in meinem Camp am Boyne hatte ich anfangs noch ziemliches Glück; bald aber hörte das auf und zwar im gleichen Maße, als die Nächte wärmer wurden. Waren die Nächte recht kalt, so konnte man zuweilen am hellen Tage noch die Schnabeltiere im Wasser herumschwimmen und ihre Nahrung aufsuchen sehen. Als es wärmer wurde, war es damit zu Ende. Auch in der Morgen- und Abenddämmerung waren die Tiere dann seltener zu finden, und in der wirklich heißen Zeit gelang es mir so gut wie niemals mehr, sie anzutreffen und zu erlegen. Ganz genau dieselbe Erscheinung beobachtete ich im folgenden Jahre, als ich im Juni 1892 an den Burnett zurückkehrte und bis Ende Oktober dort blieb. Ich kann mir das nur so erklären, daß in der wärmeren Jahreszeit die Tiere fast ausschließlich die Nächte zum Besuche des Wassers benutzen und den Tag über schlafend in ihren Höhlen verbringen. Von meinen Schwarzen konnte ich wenig Auskunft über die Lebensgewohnheiten des Tieres, das sie »Jungjumore« nennen, erhalten, denn sie pflegen dasselbe


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003