Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

Vorbereitungen für das Zeltleben. 23

Zum Glück machte ich um diese Zeit die nähere Bekanntschaft eines Herren, der lange Zeit auf einer Squatterstation gelebt hatte, und jetzt nahe Gayndah auf einer »Selection« Rinderzucht betrieb. Mr. W. B. Maltby sagte mir, es könne gar kein Zweifel bestehen, daß ich bei einem selbständigen Lagerleben ungleich mehr erreichen würde, als wenn ich in Gayndah bliebe, oder in einem einsamen Wirtshaus an der Straße zwischen Gayndah und der Minenstadt Eidsvold meinen Wohnsitz aufschlüge. Um mit den Schwarzen zu arbeiten, sei es notwendig, sie auf ihren nomadischen Wanderzügen zu begleiten. Das Leben im australischen Busch sei angenehm, auch der Transport der Sammlungen, Gläser, Spiritus usw. böte keine besonderen Schwierigkeiten, noch weniger die Beschaffung des notwendigen Lagergerätes und die Verproviantierung. Man könne alles Erforderliche in Gayndah beschaffen; für einen zuverlässigen und erfahrenen weißen Begleiter wolle er sorgen.

Diese Mitteilungen stimmten so sehr mit den Auffassungen überein, die ich mir selbst während meines kurzen Aufenthaltes in Gayndah gebildet hatte, daß mein Entschluß sofort gefaßt war. Frank wurde abgesandt, um mit einem kleinen Stamm von Schwarzen, die am Boyne, einem Nebenfluß des Burnett, in der Nähe der Squatterstation Cooranga lagerten, zu verhandeln und sie womöglich alle in meine Dienste zu nehmen. Ich selbst begann inzwischen mit dem Ankauf der für ein längeres Lagerleben notwendigen Ausrüstungsgegenstände und Vorräte. Das Vorhandensein der »general stores« in Gayndah kam mir dabei außerordentlich zu statten. Zelte, Äxte, Beile, Spaten, Zinngefäße, ein kleiner eiserner Backofen, Mehl, Tee, Konserven und noch viele andere Bedürfnisse für ein »Camp« waren vorrätig und wurden zu nicht übertrieben hohen Preisen gekauft. Viele nützliche Gegenstände fanden sich auch in meinem von Europa mitgebrachten Gepäck. Ferner kaufte ich sofort ein Reitpferd für mich, einen braunen Wallach, den ich nach dem Rosse eines europäischen Freundes »Schamyl« taufte, und vollständiges Zaum- und Sattelzeug. Schamyl, für den ich den für dortige Verhältnisse nicht billigen Preis von 140 Mark zahlte, erwies sich als ganz brauchbar, aber doch für die häufigen weiten Ritte, die ich zu machen hatte, nicht kräftig und lebhaft genug. Später ritt ich deshalb gewöhnlich jüngere und lebhaftere Pferde, die ich von einem befreundeten Squatter kaufte.

Bei allen meinen Einkäufen gingen mir Mr. Maltby und meine Freunde in Gayndah mit Rat und Tat zur Hand. Von besonderer Wichtigkeit war aber die Gewinnung eines brauchbaren und zuver-


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003