Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Beginn meiner Sammeltätigkeit. 2 l

Leitung eines »Manager« und eines oder zweier Gehilfen in irgend einem Häuschen seine Bureaus ein. Manche kleine Minenstadt im Inneren hat ihre zwei oder drei Banken. Da fast der gesamte Geldverkehr durch Schecks und nicht durch bare Münze vermittelt wird, hat man in diesen Banken ein bedeutendes Mittel der Verkehrserleichterung.

In Gayndah ließ ich mich nun zunächst im Klubhotel häuslich nieder und hoffte, da Städtchen, Menschen und Haus mir gefielen, hier meine Ziele verfolgen und meine Aufgaben vollenden zu können. Das Klubhotel in Gayndah ist ein einstöckiges Holzhaus mit Wellblechdach. Eine Veranda umgibt die Front des Hauses; von ihr aus tritt man in die Schankstube, den bar-room und in die beiden Hauptzimmer, die den etwaigen Gästen — nur ab und zu sind solche vorhanden — als gemeinsames Speise- und Wohnzimmer dienen. Nach hinten zu folgen eine Anzahl Schlafzimmer. Die Einrichtung des Ganzen ist die denkbar einfachste. Doch sind die Betten erträglich, und die Verpflegung eine ganz gute. Der Pensionspreis ist allerdings hoch, er beträgt 10 1/2 Mark für den Tag. Aber das ist die Regel durch ganz Australien für alle Gasthäuser, in denen die besseren Stände zu verkehren pflegen. Denselben Preis bezahlt man in den eleganten Hotels von Sydney und Brisbane. Je weiter man nach Norden und ins Innere geht, um so primitiver werden die Gasthäuser; der Preis aber ändert sich gewöhnlich nicht.

Die Wirtin des Klubhotels räumte mir eine als Vorratsraum dienende Holzhütte zum zoologischen Laboratorium ein, und nachdem nach einigen Tagen der Ochsenkarren mit meinem Gepäck von Biggenden angekommen war, konnte ich allen Ernstes mit meinen Arbeiten beginnen.

Allgemein wurde mir gesagt, daß ich in Gayndah den Lungenfisch Ceratodus, Ameisenigel und Schnabeltiere, sowie Beuteltiere jeder Art ebenso leicht und ebenso reichlich erhalten könnte, als an irgend einem ändern Orte am Burnett. Schwarze Eingeborene, die als Helfer beim Sammeln hätten dienen können, fanden sich zwar damals gerade nicht in der Nähe von Gayndah, und Frank, mein Reisebegleiter in der Coach, war für einige Zeit verschwunden. Verschiedene junge Burschen unter den Ansiedlern erboten sich aber für mich Tiere zu sammeln, und da ich gute Preise bezahlte, befand ich mich bald im Besitz einer Anzahl Schnabeltiere und erhielt auch nach einigen Tagen ein frisch gefangenes, noch lebendes Exemplar des berühmten Lungenfisches Ceratodus, des »Burnett Salmon« wie die Ansiedler ihn nennen. Weniger gut aber sah es mit den Beutel-


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003