Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Zweites Kapitel, Reise ins Land hinein.

Nur ein Naturforscher wird es ganz verstehen können, andre Leute werden vielleicht lächeln, wenn ich sage, daß mich eine fast feierliche Stimmung beherrschte, als ich am Morgen des 24. August auf den kleinen Bahnhof von Maryborough eilte, den Zug bestieg und meine Reise westwärts antrat, um in das gelobte Land der Zoologen vorzudringen.

Einmal täglich fuhr damals ein Zug von Maryborough in westlicher Richtung und erreichte in etwa vier Stunden die kleine Niederlassung Biggenden, wo die Linie vorläufig endete. Diese kurze Bahnstrecke ist wesentlich gebaut, um den Transport von Bauholz an die Küste, oder richtiger gesagt, an den schiffbaren Unterlauf des Maryflusses zu erleichtern.

Das Hinterland von Maryborough ist reich an gut verwertbaren Bauhölzern. Große Mengen von dem, was man in Australien als »Pine«, Kiefer, bezeichnet, werden aus den Waldungen, durch welche die Bahn führt, an die Bahnstrecke selbst und von dort nach Maryborough geschafft, daselbst durch Dampfschneidemühlen zu Balken und Brettern zerschnitten und dann weithin verschifft. Ich sah Schuner mit Brettern aus Maryborough im fernsten Norden von Australien, in Thursday Island in der Torresstraße, wo die Bretter zur Anfertigung von Kisten für den Versand der Perlmutterschalen verwendet werden. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß die uns vertrauten Arten der Nadelhölzer in Australien durchaus fehlen: da gibt es keine Kiefern, Fichten, Tannen. Lärchen, Thujen und Zedern. Dagegen kommen Araucarien, Dammara, Cupressineen und Podocarpeen in den Küstendistrikten stellenweise häufig vor und liefern ein vortreffliches Bauholz. Die Ansiedler bezeichnen fast alle Nadelhölzer als Kiefer; sie unterscheiden dann eine Kauri-Kiefer (Dammara), Moreton-Bay-Kiefer, (Araucaria), Zypressen-Kiefer (Callitris), weibliche Kiefer »She Pine«


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003