Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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14 Von Jena bis Queensland.

als Viehfutter benutzt zu werden. Der Saft des Rohres wird mit Maschinen ausgepreßt, das Rohr darauf angefeuchtet und nochmals gepreßt. Der Saft wird schließlich mit Kalk versetzt und durch eine Rohrleitung in Reservoire an Bord von besonderen Dampfern geleitet, die ihn zu den Raffinerien transportieren.

Das Schlimmste bei der Arbeit in den Zuckerplantagen besteht in dem Entfernen der dürren Blätter aus dem Rohrwalde, in den kein Hauch Luft dringt, und dessen Temperatur für einen Weißen auf die Dauer unerträglich ist. Man hat deshalb auch neuerdings auf die Verwendung der Südseeinsulaner, in Queensland summarisch Ka-nakas genannt, für die Bearbeitung der Zuckerplantagen zurückgreifen müssen, die bis vor kurzem gesetzlich untersagt war. Bei der Rekrutierung der Arbeitskräfte aus der Südsee für die Queensländer Zuckerplantagen waren ehedem die schnödesten Gewalttaten, Menschenraub und Sklavenhandel vorgekommen, gegen die sich schließlich die öffentliche Meinung, ebenso sehr aber auch die Eifersucht der weißen Arbeiter gewendet hatte, die ihre Löhne nicht durch »schwarze Arbeit« gedrückt haben wollten. Es stellte sich indessen heraus, daß man ohne Kanakas in den Zuckerrohrplantagen nicht fertig werden konnte, und so wurden sie neuerdings wieder zugezogen, das Rekrutierungssystem allerdings von der Regierung einer sorgfältigen Kontrolle unterworfen.

Durch die Agentur und Speditionsfirma Graham and Gataker, die man mir empfohlen hatte, erhielt ich wertvolle Auskünfte verschiedener Art. Mr. John Graham hatte selbst längere Zeit am mittleren Burnett gelebt und war Agent für die meisten Squatters dort. Auch mir hat er während meines langen Aufenthalts im Busch stets getreulich beigestanden und meine Verbindung mit der Küste vermittelt, mir alles notwendige, was ich im Innern nicht erhalten konnte, zugesandt und meine Sammlungen in Empfang genommen und nach Europa verschifft. Durch ihn erfuhr ich auch, daß Ceratodus nicht an den Unterläufen des Mary- und Burnettfiusses vorkommt, also nicht in Maryborough oder in Bundaberg am Burnett, sondern weiter oben jenseits des Gezeiteneinflusses. Im ganzen riet er mir lieber den Mittellauf des Burnettfiusses als den des Maryflusses aufzusuchen, und ich bin froh seinem Rate gefolgt zu sein. Ich beschloß deshalb zunächst die kleine Ansiedlung Gayndah am mittleren Burnett aufzusuchen und zu sehen, was dort zu erreichen war. Am 23. August abends war ich endlich mit allen Vorbereitungen fertig und bereit, nunmehr meine speziellen Aufgaben ernstlich in Angriff zu nehmen.


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003