Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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I 6 Reise ins Land hinein.

(Podocarpus) und so weiter. Vor allen berühmt und als Bauholz gesucht ist die Queensländer Kauri, Dammara robusta, die in dem Küstenstreifen von Moreton-Bay bis zur Burnettmündung, besonders reichlich am Unterlauf des Mary und Burnett, vorkommt.

Etwas nach 10 Uhr vormittags kam ich in Biggenden an. Hier befindet sich eine kleine Wismut-Mine. Man gewinnt das Wismut durch Auswaschen einer Ablagerung, die vorwiegend Magneteisenstein enthält. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, Magneteisen und Wismut durch Waschen zu trennen, da beide ein sehr ähnliches spezifisches Gewicht besitzen. Ein hoher Granitrücken schließt im Westen, ein schmaler Streifen Kalkfels im Osten das Wismutlager ab. Im Norden finden sich ausgedehnte Ablagerungen von Kieselschiefer. Von hier an mußte ich meine Reise nach Gayndah mit der Coach fortsetzen. Unter einer australischen Postkutsche muß man sich nicht ein schweres Ungetüm vorstellen, wie es in vergangenen Zeiten den Verkehr in Europa vermittelte und wie es sich vor der vordringenden Kultur nunmehr in die schwer zugänglichen Alpentäler zurückgezogen hat. Die europäische Postkutsche repräsentierte ein Stadium einer weiter fortgeschrittenen Kultur: das der chaussierten Wege. In Australien braucht man dagegen ein Gefährt, das auf ungebahnten Pfaden, über Stock und Stein, durch Schluchten und Wasserläufe vorwärts kann. Dazu nimmt man für den Postverkehr am liebsten einen leichten, offenen Stelwagen, auf dem mit dem Kutscher fünf oder höchstens sechs Personen Platz finden. Bei Regen kann ein leichtes Verdeck übergespannt werden; zuweilen fehlt aber diese nützliche Einrichtung auch ganz.

Dieses Wägelchen ist meist mit vier Pferden bespannt. Gut eingefahrene Tiere wie unsre Postpferde sind das fast nie. Der anstrengende Dienst vor dem Postwagen in diesen Gegenden macht die Pferde bald für diesen Zweck unbrauchbar, zumal es sich bei der Billigkeit des Materials kaum der Mühe verlohnt, ihnen gehörige Pflege angedeihen zu lassen. So findet man fast nur junge Pferde vor dem Postwagen; zuweilen kommt es vor, daß einige darunter sind, die das erste oder zweite Mal im Geschirr gehen. Die Lenkung eines solchen Gespanns über das schwierige, ungebahnte Terrain erfordert vollendete Meisterschaft in der Fahrkunst, und zu dieser haben es viele Australier in der Tat gebracht. Der Rosselenker hier muß nicht nur sein wildes Viergespann absolut in der Gewalt haben; es bedarf auch fortdauernder gespannter Aufmerksamkeit auf den Weg, richtiger Beurteilung der Bodenbeschaffenheit, damit der Wagen in der Regenzeit nicht in sumpfigen Gegenden stecken


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003