Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Sydney und Brisbane. 9

sich der deutsche Konsul, Herr Sahl, meiner an und öffnete mir sein gastliches Haus.

Nach sechstägigem Aufenthalt verließ ich Sydney und schiffte mich auf der »Barcoo« nach Brisbane ein. Das Wetter war herrlich, »viel Volk fuhr mit, die Lust war groß«. Wir hatten an Bord einen Fußball-Klub, der nach Brisbane ging, um sich im Fußballspiel mit den Queensländern zu messen. Die jungen Leute beherrschten das Schiff und erfüllten es mit Lärm und Heiterkeit. Auf ihre Bitten verstand sich der Kapitän dazu, ehe wir am Kai landeten, einen Fußball am Hauptmast zu hissen, und groß war deshalb der Jubel der Brisbaner Sportsleute, als unser Schiff so anlangte. Die Szenerie der Küste wurde erst interessant, als wir die vorgelagerten Inseln Stradbroke Island und Moreton Island nördlich umkreisend in die Moreton-Bay einfuhren, in die sich der Brisbanefluß ergießt. Nördlich von der Einfahrt erblickt man die wunderlich geformten, vulkanischen Kegel der »Glass-houses«. Brisbane liegt nicht direkt am Meere, sondern etwa vierzig Kilometer stromaufwärts, zu beiden Seiten des Brisbane-River, der an dieser Stelle mehrere mächtige Windungen macht. Die sogenannte City liegt am linken Ufer des Flusses, und der schönste und belebteste Teil der Stadt ist halbinselartig in eine mächtige V-förmige Flußwindung eingebettet.

In Brisbane war ich im ganzen dreimal, alles zusammen fast einen Monat und habe die aufblühende 'Stadt, die unter dem herrlichsten Klima liegt, das man sich denken kann, recht lieb gewonnen. Anfangs wohnte ich in dem freundlichen Bellevue-Hotel, später aber in dem prachtvollen Queensland-Club, in dem mir auf Antrag meiner neuerworbenen Queensländer Freunde in gastfreier Weise der Zutritt eröffnet wurde. Es ist eine besondere Annehmlichkeit des Reisens in Australien, daß in den größeren Städten Herren, die bekannt oder empfohlen sind, nicht im Hotel zu wohnen brauchen, sondern in den ungleich behaglicheren, meist palastartigen Klubs. Ein Palast ist auch der Queensland-Club in Alice Street gegenüber dem grünen Queens-land Park, der sich in den herrlichen, vom Fluß umwundenen botanischen Garten fortsetzt. In letzterem liegt die Residenz des Gouverneurs. Schräg dem Klub gegenüber liegt das architektonisch hervorragende Parlamentsgebäude.

Brisbane ist 1825 als eine Sträflingskolonie gegründet worden und wurde erst 1842 für freie Ansiedelung geöffnet. Seitdem ist es mächtig aufgeblüht und zählt jetzt mit Einschluß der Vorstädte nahezu 100000 Einwohner. Die Stadt macht einen recht freundlichen Eindruck mit ihren breiten sauberen Straßen, ihren hübschen, gewöhnlich


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003